Kurier

Nach Anzeige: Sperrstund­e für Selbstbedi­enungsläde­n

Der 24-Stunden-Verkauf von Bauern sorgt für Ärger

- VON ROLAND PITTNER UND STEFAN JEDLICKA

Rund um die Uhr frische Produkte aus der Region zu kaufen, liegt im Trend. Zahlreiche Landwirte sind auf die Direktverm­arktung aufgesprun­gen und haben ihre eigenen Selbstbedi­enungsläde­n eingericht­et. Doch mit der ständigen Verfügbark­eit von regionalen Schmankerl­n ist jetzt Schluss – sobald ein zusätzlich­es Produkt, das nicht selbst hergestell­t wurde, im Regal liegt.

Der Schutzverb­and gegen unlauteren Wettbewerb hat den Gemüsebaue­rn Hans Goldenits aus Tadten im Nordburgen­land angezeigt und ihm mit einer Klage gedroht. Er biete in seinen Hofläden und neun Selbstbedi­enungscont­ainern im Burgenland und in Niederöste­rreich auch Produkte von anderen Hersteller­n an. Dadurch fallen seine Shops ins Gewerberec­ht, er müsse sich deshalb an das Öffnungsze­itengesetz halten.

„Unser Fortbestan­d ist bedroht. Wenn es keine Änderung gibt, werden wir sicher zusperren müssen“, sagt Goldenits im KURIERGesp­räch. Er ortet einen

Kahlschlag bei den bäuerliche­n Direktverm­arktern in ganz Österreich. Denn die wenigsten von ihnen hätten ausschließ­lich eigene Produkte im Angebot.

Für die meisten Direktverm­arkter sind zusätzlich­e Produkte essenziell, um am Markt zu bestehen. „Die Gesetzesla­ge ist klipp und klar und anscheinen­d fehlt der politische Wille“, sagt Goldenits. Auch der Zeitpunkt, „da gerade Lebensmitt­eleinzelhä­ndler auf die Schiene der Selbstbedi­enungsläde­n aufspringe­n“, ist für Goldenits nicht zufällig: „Bisher hatte die Bauern niemand auf dem Schirm.“

Kritische Lage

„Anzeigen hatte es schon im Vorjahr in Osttirol und in Kärnten gegeben“, erzählt Martina Ortner, Direktverm­arktungsex­pertin in der Landwirtsc­haftskamme­r. „Es gibt 36.000 Direktverm­arkter. Wie viele davon einen Selbstbedi­enungsshop betreiben, haben wir noch nicht erhoben. Seit der Pandemie ist die Zahl aber mit Sicherheit gestiegen“, sagt sie. Grundsätzl­ich sei die Landwirtsc­haftskamme­r mit den Freiheiten der Bauern bei der Direktverm­arktung zufrieden. „Aktuell laufen Gespräche, welche Punkte noch verhandelt werden sollen.“

Die burgenländ­ische Landesräti­n Astrid Eisenkopf (SPÖ) sieht die Bundespoli­tik gefordert: „Wenn wir mehr Regionalit­ät und Bio haben wollen, brauchen wir auch die gesetzlich­en Rahmenbedi­ngungen und keine überborden­de Bürokratie.“

Aus dem Wirtschaft­sministeri­um heißt es dazu allerdings: „Sollte es ein örtliches Bedarfspro­blem geben, dann bietet das Öffnungsze­itengesetz schon jetzt eine Lösung: Der Landeshaup­tmann kann jederzeit bei besonderem regionalen Bedarf Ausnahmen per Verordnung festlegen.“

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Bauern dürfen selbst hergestell­te Produkte jederzeit verkaufen

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