Nach Anzeige: Sperrstunde für Selbstbedienungsläden
Der 24-Stunden-Verkauf von Bauern sorgt für Ärger
Rund um die Uhr frische Produkte aus der Region zu kaufen, liegt im Trend. Zahlreiche Landwirte sind auf die Direktvermarktung aufgesprungen und haben ihre eigenen Selbstbedienungsläden eingerichtet. Doch mit der ständigen Verfügbarkeit von regionalen Schmankerln ist jetzt Schluss – sobald ein zusätzliches Produkt, das nicht selbst hergestellt wurde, im Regal liegt.
Der Schutzverband gegen unlauteren Wettbewerb hat den Gemüsebauern Hans Goldenits aus Tadten im Nordburgenland angezeigt und ihm mit einer Klage gedroht. Er biete in seinen Hofläden und neun Selbstbedienungscontainern im Burgenland und in Niederösterreich auch Produkte von anderen Herstellern an. Dadurch fallen seine Shops ins Gewerberecht, er müsse sich deshalb an das Öffnungszeitengesetz halten.
„Unser Fortbestand ist bedroht. Wenn es keine Änderung gibt, werden wir sicher zusperren müssen“, sagt Goldenits im KURIERGespräch. Er ortet einen
Kahlschlag bei den bäuerlichen Direktvermarktern in ganz Österreich. Denn die wenigsten von ihnen hätten ausschließlich eigene Produkte im Angebot.
Für die meisten Direktvermarkter sind zusätzliche Produkte essenziell, um am Markt zu bestehen. „Die Gesetzeslage ist klipp und klar und anscheinend fehlt der politische Wille“, sagt Goldenits. Auch der Zeitpunkt, „da gerade Lebensmitteleinzelhändler auf die Schiene der Selbstbedienungsläden aufspringen“, ist für Goldenits nicht zufällig: „Bisher hatte die Bauern niemand auf dem Schirm.“
Kritische Lage
„Anzeigen hatte es schon im Vorjahr in Osttirol und in Kärnten gegeben“, erzählt Martina Ortner, Direktvermarktungsexpertin in der Landwirtschaftskammer. „Es gibt 36.000 Direktvermarkter. Wie viele davon einen Selbstbedienungsshop betreiben, haben wir noch nicht erhoben. Seit der Pandemie ist die Zahl aber mit Sicherheit gestiegen“, sagt sie. Grundsätzlich sei die Landwirtschaftskammer mit den Freiheiten der Bauern bei der Direktvermarktung zufrieden. „Aktuell laufen Gespräche, welche Punkte noch verhandelt werden sollen.“
Die burgenländische Landesrätin Astrid Eisenkopf (SPÖ) sieht die Bundespolitik gefordert: „Wenn wir mehr Regionalität und Bio haben wollen, brauchen wir auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen und keine überbordende Bürokratie.“
Aus dem Wirtschaftsministerium heißt es dazu allerdings: „Sollte es ein örtliches Bedarfsproblem geben, dann bietet das Öffnungszeitengesetz schon jetzt eine Lösung: Der Landeshauptmann kann jederzeit bei besonderem regionalen Bedarf Ausnahmen per Verordnung festlegen.“