Auch nicht ganz so straffe Quote spaltet
Die Entscheidung für ein „Gender Budgeting“in der Filmförderung ist gefallen
Am Dienstag endete eine eineinhalbjährige, teils hart geführte Diskussion in der Filmbranche mit einem klaren Ergebnis: Der Aufsichtsrat des Österreichischen Filminstituts (ÖFI) beschloss das „Gender Budgeting“. Eine Richtlinienänderung bei der Filmförderung, die gewährleisten soll, dass innerhalb der nächsten vier Jahre eine Gleichstellung von Männern und Frauen bei Filmprojekten erreicht wird.
Dabei wird das Schwedische Berechnungsmodell herangezogen, das zwischen drei Hauptbeteiligten unterscheidet: Regie, Drehbuch und Produktion. Sind etwa eine Regisseurin, eine Drehbuchautorin und ein Produzent beteiligt, so wandern – bei einer Fördersumme von 600.000 Euro – zwei Drittel, also 400.000 Euro, in ein fiktives Frauenkonto und 200.000 in ein fiktives Männerkonto.
Unterm Strich soll spätestens 2024 das Jahresbudget des ÖFI von derzeit 21,5 Mio. Euro zu annähernd gleichen Teilen zwischen Männern und Frauen aufgeteilt sein. Derzeit profitieren Frauen zu rund dreißig Prozent vom Förderkuchen.
Die Basis der Entscheidungen bilde „nach wie vor die qualitative inhaltliche, künstlerische und wirtschaftliche Beurteilung der Projekte“, sagte ÖFI-Direktor Roland Teichmann. Es wird betont, dass es keine straffe Quote gibt, sondern eine Einschleifregelung mit Jahr für Jahr steigenden Zielwerten für einen sanften Übergang.
Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne), die dieses Modell unterstützte, hob hervor, „dass Personen aus ganz unterschiedlichen
Bereichen der Filmbranche Überlegungen angestellt haben, wie diese strukturelle Problematik am besten gelöst werden kann“.
Tatsächlich kamen drei Modelle zur Abstimmung: Die von der Initiative „No change without change“per Petition vorgeschlagene Quotenregelung und zwei Alternativmodelle. Letztere wurden vom Verband Filmregie Österreich mitentwickelt. Dessen Obmann Markus Schleinzer sieht nun ein „Armutszeugnis für die Filmbranche“. Es habe sich „nicht das gerechteste Modell den Weg gebahnt. Dass eine Entscheidung
entlang einer Quote keine Entscheidung entlang von Qualität sein kann, sagt einem jeder Statistiker.“
Das Thema sei längst „in der Mitte der Branche angekommen“, meint er. Regisseurinnen würden zunehmend große Filmbudgets bekommen, beim Nachwuchs sehe er „fast schon Parität“.
Den rund 1.800 Unterschriften der Petition hält er entgegen, dass dies nicht die Mehrheit der Branche widerspiegele. In einer Mitgliederbefragung im Regieverband seien 57 Prozent contra Quote gewesen. Schleinzer sieht auch betroffene Produzentenund Drehbuchverbände auf seiner Seite, man wolle nun „im Gespräch bleiben“.
Die Wirtschaftskammer begrüßte die Entscheidung, ebenso die SPÖ. Es müsse aber begleitende Konzepte geben, die Frauen dazu ermutigen, verstärkt einzureichen, sagte Kultursprecherin Gabriele Heinisch-Hosek.