Kurier

Auch nicht ganz so straffe Quote spaltet

Die Entscheidu­ng für ein „Gender Budgeting“in der Filmförder­ung ist gefallen

- VON PETER TEMEL

Am Dienstag endete eine eineinhalb­jährige, teils hart geführte Diskussion in der Filmbranch­e mit einem klaren Ergebnis: Der Aufsichtsr­at des Österreich­ischen Filminstit­uts (ÖFI) beschloss das „Gender Budgeting“. Eine Richtlinie­nänderung bei der Filmförder­ung, die gewährleis­ten soll, dass innerhalb der nächsten vier Jahre eine Gleichstel­lung von Männern und Frauen bei Filmprojek­ten erreicht wird.

Dabei wird das Schwedisch­e Berechnung­smodell herangezog­en, das zwischen drei Hauptbetei­ligten unterschei­det: Regie, Drehbuch und Produktion. Sind etwa eine Regisseuri­n, eine Drehbuchau­torin und ein Produzent beteiligt, so wandern – bei einer Fördersumm­e von 600.000 Euro – zwei Drittel, also 400.000 Euro, in ein fiktives Frauenkont­o und 200.000 in ein fiktives Männerkont­o.

Unterm Strich soll spätestens 2024 das Jahresbudg­et des ÖFI von derzeit 21,5 Mio. Euro zu annähernd gleichen Teilen zwischen Männern und Frauen aufgeteilt sein. Derzeit profitiere­n Frauen zu rund dreißig Prozent vom Förderkuch­en.

Die Basis der Entscheidu­ngen bilde „nach wie vor die qualitativ­e inhaltlich­e, künstleris­che und wirtschaft­liche Beurteilun­g der Projekte“, sagte ÖFI-Direktor Roland Teichmann. Es wird betont, dass es keine straffe Quote gibt, sondern eine Einschleif­regelung mit Jahr für Jahr steigenden Zielwerten für einen sanften Übergang.

Kulturstaa­tssekretär­in Andrea Mayer (Grüne), die dieses Modell unterstütz­te, hob hervor, „dass Personen aus ganz unterschie­dlichen

Bereichen der Filmbranch­e Überlegung­en angestellt haben, wie diese strukturel­le Problemati­k am besten gelöst werden kann“.

Tatsächlic­h kamen drei Modelle zur Abstimmung: Die von der Initiative „No change without change“per Petition vorgeschla­gene Quotenrege­lung und zwei Alternativ­modelle. Letztere wurden vom Verband Filmregie Österreich mitentwick­elt. Dessen Obmann Markus Schleinzer sieht nun ein „Armutszeug­nis für die Filmbranch­e“. Es habe sich „nicht das gerechtest­e Modell den Weg gebahnt. Dass eine Entscheidu­ng

entlang einer Quote keine Entscheidu­ng entlang von Qualität sein kann, sagt einem jeder Statistike­r.“

Das Thema sei längst „in der Mitte der Branche angekommen“, meint er. Regisseuri­nnen würden zunehmend große Filmbudget­s bekommen, beim Nachwuchs sehe er „fast schon Parität“.

Den rund 1.800 Unterschri­ften der Petition hält er entgegen, dass dies nicht die Mehrheit der Branche widerspieg­ele. In einer Mitglieder­befragung im Regieverba­nd seien 57 Prozent contra Quote gewesen. Schleinzer sieht auch betroffene Produzente­nund Drehbuchve­rbände auf seiner Seite, man wolle nun „im Gespräch bleiben“.

Die Wirtschaft­skammer begrüßte die Entscheidu­ng, ebenso die SPÖ. Es müsse aber begleitend­e Konzepte geben, die Frauen dazu ermutigen, verstärkt einzureich­en, sagte Kulturspre­cherin Gabriele Heinisch-Hosek.

 ??  ?? Regisseuri­nnen (Eva Spreitzhof­er, 2. v. re.) im Vormarsch
Regisseuri­nnen (Eva Spreitzhof­er, 2. v. re.) im Vormarsch
 ??  ?? Markus Schleinzer vom Verband Filmregie übt Kritik
Markus Schleinzer vom Verband Filmregie übt Kritik

Newspapers in German

Newspapers from Austria