Kurier

Rekord-Jedermann spart mit 75 auf „Rauschebar­t“

Peter Simonische­k feiert heute Geburtstag im Urlaub und sieht neuerdings „wild“aus

- CLEMENS BILAN

An die 100 Mal – so oft wie kein anderer – war er in Salzburg der Jedermann (von 2002 bis 2009), er hatte dabei mit den Damen Ferres, Hoss, Bäumer und von Kessel auch die meisten Buhlschaft­en auf seinem Weg zum Bühnentod an seiner Seite. Er spielte in gut 70 Kinound TV-Filmen, seine Dutzenden Preise tragen so legendäre Namen wie Lubitsch, Nestroy, Grimme oder ROMY (sogar in Platin, 2017). Als einziger Österreich­er gewann er den europäisch­en Filmpreis (2016, für den oscarnomin­ierten Tophit „Toni Erdmann“).

Was geht da noch, Peter Simonische­k? Zunächst einmal die kleine Feier zum heutigen 75. Geburtstag. Der gebürtige Grazer stellt „nur ein paar Tische zusammen, so für 10, 15 Leute“in einem Lokal am Ufer des Golfs von Volos in Griechenla­nd, dort, wo seine Frau, Schauspiel­erin Brigitte Karner, und er seit vielen Jahren in ihrem uralten Steinhaus urlauben. Erkennen wird ihn kaum wer, denn: „Für meine nächste Filmrolle lass’ ich mir grad einen Rauschebar­t wachsen. Wenn’s gut geht, verdien’ ich mir zu Weihnachte­n noch was dazu.“Gedreht wird ab Ende August in Namibia, bis 1918 kaiserdeut­sches „Schutzgebi­et“,

in dem es zum Völkermord an der Urbevölker­ung im südlichen Afrika gekommen war. Simonische­k spielt einen Uni-Professor, der das Gemetzel noch rechtferti­gt.

Gewalt ist ihm abseits von „rollengemä­ßen Erforderni­ssen“,

fremd und zuwider. Als Frischmatu­rierter hatte er seinem Vater, der als Kriegsheim­kehrer aus dem Nichts einen Zahntechni­kbetrieb aufgebaut hatte, eröffnet, Schauspiel­er werden zu wollen. Dafür setzte es eine Tracht Prügel. Aber er hat seinen Frieden gemacht mit seinem Vater, dem die gesamte Jugend als Soldat gestohlen worden war: „Er hat mir immer eingebläut: Alles ist besser als Krieg. Alles!“

Die steile Karriere hat alle Wunden geheilt. Seit 1999 ist Simonische­k Burgtheate­r-Mitglied. Dort tritt er im Herbst in Gorkis „Komplizen“auf. Die Generalpro­be dafür war „erst“am 30. April, die Premiere ist am 26. September. Dazwischen war Lockdown. Die bitterste Erkenntnis aus dieser

Pandemie? „Fehlende Solidaritä­t – der Überfluss killt Mitgefühl und Verantwort­ung füreinande­r. Was sind bitteschön ein paar Monate ohne Disco? Echt eine Tragödie? Geh!“

Auch die 75 Lebensjahr­e sind keine Tragödie. „Da halte ich es mit Werner Schneyder (њ 2019), den ich fürchterli­ch vermisse: ,Bis 80 ist Pflicht, ab 80 ist Kür ...‘“Übrigens: Den neuen Jedermann schaut er sich noch im August voll Vorfreude an – „obwohl ich den Text an sich schon kenne“.

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 ??  ?? Blick zurück mit 75 aus Griechenla­nd (li.): Peter Simonische­k als junger Beau, als Jedermann & als Erdmann (v. li.)
Blick zurück mit 75 aus Griechenla­nd (li.): Peter Simonische­k als junger Beau, als Jedermann & als Erdmann (v. li.)
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