Hoteliers in Tirol überlegen Urlaub nur noch für Geimpfte
Wintersaison. Immer mehr Hoteliers wollen Corona-Tests nicht mehr akzeptieren
Zu Beginn des Sommers war das Murren im heimischen Tourismus über die im Vergleich zu anderen Ländern strengeren Corona-Maßnahmen – etwa die 3-G-Regel für Hotels, Restaurants und Freizeitbetriebe – unüberhörbar. Die Betriebe befürchteten Wettbewerbsnachteile und klagten teils, dass Gäste wegen der Auflagen ausblieben.
„Das Blatt hat sich gewendet. Die Gäste sehen, dass es bei uns nicht so ist wie in Griechenland oder Spanien. Die strengen Regeln kommen uns jetzt zu Gute“, sagt Mario Gerber, Spartenobmann des Tiroler Tourismus.
Das Geschäft habe im Juli außerhalb der Städte teilweise derart stark angezogen, dass manche Hotels – speziell jene an Seen und mit gutem Infrastrukturangebot
– von Allzeitrekorden berichten.
Trotz des positiven Trends lässt die unklare Entwicklung des Infektionsgeschehens die Unternehmer mit großer Unsicherheit Richtung Herbst und vor allem Winter blicken. Und über harte Maßnahmen nachdenken.
„Bei uns kommt immer mehr die Debatte in Gang, nur noch geimpfte Hotelgäste aufzunehmen. Es gibt Regionen und Betriebe, die das laut diskutieren. Das Thema kommt ins Rollen“, weiß Gerber von Rückmeldungen.
Ohne Zwang
Für ihn ist klar: „Das muss auf freiwilliger Basis bleiben. Wir können das nicht vorschreiben.“Aber vor allem große Hotels können sich vorstellen, die Auflagen über den derzeit vorgegebenen Rahmen zu verschärfen.
„Die Debatte ist bei uns schon längst angekommen. Ich denke das in unseren Häusern an“, sagt Alexander von der Thannen aus Ischgl, das im März 2020 mit voller Wucht vom Coronavirus getroffen wurde und sich zu einem riesigen Hotspot entwickelte. Von der Thannen betreibt in dem Skiort im Paznauntal unter anderem das Fünf-Sterne-Hotel Trofana Royal. Die Hotel-Impfpflicht ist für ihn „ein vernünftiger Ansatz, wenn wir gut durch den Winter kommen wollen.“Einige Hoteliers im Dorf würden ähnlich denken. Doch auch von der Thannen sieht die Verschärfungen als mögliche Maßnahme, über die jeder Unternehmer selbst entscheiden muss. Für eine ganze Region sei das nur schwer umzusetzen. „Es gibt kleinere Vermieter von Appartements
oder Ferienwohnungen, die teilweise nicht einmal Kontakt mit den Gästen haben“, gibt der Hotelier, der auch Obmann des Ischgler Tourismusverbandes ist, zu bedenken.
Er verweist aber auch darauf, dass die Debatte inzwischen international ebenfalls Fahrt aufgenommen hat. Der deutsche Touristikkonzern Alltours etwa will in den konzerneigenen Hotels ab Ende Oktober erwachsene Gäste nur noch aufnehmen, wenn sie geimpft oder genesen sind.
„Wir diskutieren das mit allen Vor- und Nachteilen“, sagt auch Alois Seyrling vom Fünf-Sterne-Hotel Klosterbräu in Seefeld. Was ihn noch überlegen lässt: „Was ist mit den Mitarbeitern? Die zu einer Impfung zu zwingen, ist schwer möglich. Nur das eine ohne das andere halte ich für schwer machbar.“Von der Thannen sieht es ähnlich: „Das ist eine Frage des Arbeitsrechts und der Ethik.“
„Es kommt immer mehr die Debatte in Gang, nur noch geimpfte Gäste aufzunehmen. Das muss aber freiwillig bleiben“Mario Gerber Spartenobmann Tourismus Tirol
Viele kommen geimpft Ein massenhaftes Ausbleiben an Gästen wäre wohl nicht zu fürchten. „Ich höre von den Betrieben, dass bereits 70 bis fast 100 Prozent der Gäste geimpft kommen“, sagt Gerber. Worin sich alle in der Branche einig sind: Noch einen Totalausfall einer ganzen Wintersaison darf es nicht geben.
Skiurlaub scheint jedenfalls weiter ziemlich gefragt zu sein – auch oder gerade in Ischgl, auf das massenhaft Negativschlagzeilen eingeprasselt waren. „Wir haben stärkere Buchungsanfragen als noch vor Corona“, berichtet von der Thannen. Zum Ski-Opening sowie über Weihnachten/Silvester sei der Ort praktisch ausgebucht.