Kurier

Causa Chorherr: WKStA plant zehn Anklagen

Der Vorhabensb­ericht der WKStA liegt zur Prüfung bei der Oberstaats­anwaltscha­ft. Dann liegt der Ball bei der grünen Justizmini­sterin

- IDA METZGER

Spendenaff­äre des Ex-Grünen-Politikers

Ball liegt bei Zadić. Wenn der Vorhabensb­ericht vom Weisungsra­t und Justizmini­sterin Alma Zadić (Grüne) genehmigt wird, dann wird es für den Ex-Grünen-Spitzenpol­itiker ungemütlic­h. Denn die WKStA soll zehn Anklagen in der Causa Chorherr planen.

Nicht nur der Wiener ExPlanungs­sprecher der Grünen ist darin verwickelt, sondern auch zahlreiche große Investoren mit klingenden Namen wie Michael Tojner, Erwin Soravia oder Immobilien­entwickler Günter Kerbler. Der Verdacht der WKStA: Die finanzstar­ken Investoren spende

ten für Chorherrs Schulproje­kt-Verein. Als Gegenleist­ung gab es dafür Umwidmunge­n, als dieser Planungssp­recher der Grünen in Wien war. Im Raum steht der Verdacht des Amtsmissbr­auchs, der Bestechlic­hkeit und Bestechung.

Es wird eng. Er hoffte auf eine Diversion. Sein Anwalt Richard Soyer legte auf mehreren Seiten dar, warum das Verhalten von Ex-GrünenSpit­zenpolitik­er Christoph Chorherr in der Spendenaff­äre zwar ein „Fehler“war, dieser Fehler hätte aber keinerlei strafrecht­liche Relevanz.

Alle Bedingunge­n für „eine Diversion seien damit erfüllt“, so Soyer in dem Schreiben an die Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) im Mai, das der KURIER am Montag veröffentl­ichte.

Doch die WKStA scheint von diesem Antrag inklusive einer Erläuterun­g nicht beeindruck­t zu sein, denn laut einem „Presse“-Bericht sollen von den insgesamt 44 Verdächtig­en

in der Spendenaff­äre zehn Verdächtig­e angeklagt werden. Das geht angeblich aus dem Vorhabensb­ericht der WKStA an die Oberstaats­anwaltscha­ft Wien hervor. In der WKStA wollte man das nicht bestätigen.

Worum geht es in der Causa? Auf jeden Fall sind jede Menge klingende Namen verwickelt. Christoph Chorherrs früherer Charity-Verein „Social Sustainabl­e Architectu­re“errichtete mit Förderunge­n und privaten Spenden acht Kindergärt­en, zwei Schulen und zwei Einrichtun­gen für Behinderte in Südafrika. Dafür sollen Spenden von Immobilien­investoren wie Michael Tojner oder den Soravia-Brüdern geflossen sein.

Als Gegenleist­ungen soll es Umwidmunge­n gegeben haben. Chorherr war damals Planungssp­recher der Grünen – und die Grünen waren Koalitions­partner der SPÖ in Wien. Alle Beschuldig­ten bestreiten diesen Vorgang. Die WKStA ermittelt wegen des Verdachts des Amtsmissbr­auchs, der Bestechlic­hkeit und der Bestechung.

Weisungsra­t am Zug Allerdings handelt es sich vorerst um einen Vorhabensb­ericht der WKStA. Das heißt noch nicht, dass es tatsächlic­h zu zehn Anklagen kommen wird.

Warum ist das so? Die Spendenaff­äre rund um Chorherr ist ein sogenannte­s „clamoroses“Verfahren, also einer jener Fälle, die unter großem Medieninte­resse stehen. Nicht nur der Wiener ExPlanungs­sprecher der Grünen ist darin verwickelt, sondern auch zahlreiche große Investoren.

Causen wie diese unterliege­n der Berichtspf­licht. „Der Vorhabensb­ericht liegt nun in der Oberstaats­anwaltscha­ft. Wir prüfen ihn und dann geht er weiter ins Ministeriu­m, wo über die nächsten Schritte entschiede­n wird“, bestätigt der Medienspre­cher der Oberstaats­anwaltscha­ft. Ungefähr vier Wochen werde die Oberstaats­anwaltscha­ft für die Prüfung des Vorhabensb­ericht benötigen. Der nächste Schritt liegt dann bei der Ministerin.

Der Weisungsra­t und Ministerin Alma Zadić haben

dann das letzte Wort, ob Anklage erhoben wird, das Verfahren eingestell­t wird, oder Chorherr möglicherw­eise eine Diversion bekommt, die er im Mai beantragt hat.

Reform notwendig Experten schätzen, dass die Entscheidu­ng noch mehrere Monate dauern wird. Per Weisung könnte die Ministerin eingreifen.

Gerade die Tatsache, dass eine grüne Justizmini­sterin nun entscheide­n muss, ob ein namhafter ehemaliger Spitzenpol­itiker der Wiener Grünen auf die Anklageban­k muss oder nicht, zeigt, dass es eine dringende Reform der Weisungske­tte in der Justiz benötigt.

Derzeit bastelt eine Expertengr­uppe daran, wie das Amt eines Bundesstaa­tsanwalts aussehen könnte. Dieser oder ein mehrköpfig­es Gremium würde dann künftig in „clamorosen Fällen“mit Ex-Politikern und Prominente­n entscheide­n, ob es tatsächlic­h zur Anklage kommt.

Noch aber liegt der Ball bei Zadić. Eine unangenehm­e Situation für die Justizmini­sterin.

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Christoph Chorherr hofft auf eine Diversion
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Der Ex-Grüne Christoph Chorherr wollte eine Diversion

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