Kurier

Brände an der Türkei-Küste: Wie sich die Bevölkerun­g selbst hilft

Das Krisenmana­gement im Land funktionie­rt gar nicht; Präsident Erdoğan schiebt Schuld ab

- NAZ

Auf eigene Faust. Batterien, geladene Powerbanks, Kleidung, FFP2-Masken, haltbares Essen – Listen mit diesen Gegenständ­en werden auf türkischen sozialen Kanälen zurzeit geteilt.

Es sind Dinge, die derzeit in den von Bränden betroffene­n Regionen besonders gebraucht werden. Um Spenden wird gebeten. Busse aus dem ganzen Land werden damit vollgelade­n und fahren anschließe­nd nach Manavgat, Marmaris, Antalya oder Bodrum – teilweise von Privatpers­onen organisier­t, teilweise von Busunterne­hmen, die ihre Fahrzeuge zur Verfügung stellen.

Tierärzte aus der gesamten Türkei machen das ebenfalls, um verletzten Tieren

vor Ort Hilfe zu leisten. Freiwillig­e Helfer sammeln sich in betroffene­n Orten und versuchen mit allen Mitteln, etwas gegen die Brände zu unternehme­n. Der 25-jährige Șahin Akdemir stirbt bei

einem Motorradun­fall, als er auf dem Weg ist, den Feuerwehrl­euten Trinkwasse­r zu bringen.

Zuletzt machte der Rockmusike­r Haluk Levent Schlagzeil­en. Sein Verein „AHBAB“ mietet einen Helikopter mit Wassertank aus Kasachstan. „Wir sind in Kontakt mit dem Land- und Forstwirts­chaftsmini­sterium. Der Helikopter wird für mindestens fünf Tage zur Verfügung stehen und in Marmaris in Kooperatio­n mit den Behörden arbeiten“, verkündet Levent auf Twitter.

Die türkische Bevölkerun­g zeigt während der Krise ein ausgeprägt­es Maß an Selbstorga­nisation. Wahrschein­lich auch deshalb, weil ihr nichts anderes übrig bleibt.

EU-Hilfen

Seit Tagen hat die Mittelmeer­region mit immer wieder ausbrechen­den Feuern zu kämpfen. Das Krisenmana­gement der Regierung läuft nur mäßig. Der türkische Brandschut­z, der vor einigen Jahren noch gut funktionie­rte, fiel Sparmaßnah­men zum Opfer und wurde ausgelager­t. Das Land besitzt kein einziges Löschflugz­eug mehr. Maschinen der Europäisch­en Union und laut türkischen Angaben auch aus Russland, der Ukraine, Aserbaidsc­han und dem Iran mussten aushelfen. Medien bekommen die Anweisung, nicht zu viel negative Berichters­tattung zu machen, schreibt das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). Kritik an dem Krisenmana­gement weist Präsident Recep Tayyip Erdoğan zurück. Er macht die Kommunen für die Probleme verantwort­lich – die meisten werden von der Opposition geführt.

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Verzweifel­te Löschversu­che – Hilfe kommt selten

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