Hotellerie und Gastronomie sind auf der Suche nach 20.000 Mitarbeitern
Mitarbeiter wandern in andere Branchen ab. Verlängerung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes gefordert
Personalmangel. Laut einer Studie der Fachverbände Hotellerie und Gastronomie blicken zwei Drittel aller Betriebe positiv auf die aktuelle Sommersaison. Trotzdem ist die geschätzte Auslastung mit 45 Prozent deutlich unter den Werten vor der Pandemie. Besonders in der städtischen Hotellerie fehlen ausländische Touristen. In der Gastronomie haben wiederum vor allem Landgasthäuser mit fehlenden Gästen zu kämpfen.
Ebenso ist die Personalsituation angespannt. Rund 20.000 Stellen in beiden Branchen sind aktuell offen. Laut Mario Pulker (Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der WKO) hat rund ein Drittel der Betriebe Probleme bei der Mitarbeitersuche. Viele Beschäftigte hatten zwischen den beiden Saisonen keine Stelle und sind so zum Arbeitsmarktservice gekommen, wo sie dann von anderen Branchen abgeworben wurden.
Eine Milliarde Schulden In der gesamten Hotelleriebranche beträgt die Summe der Neuverschuldungen eine Milliarde Euro, wie Susanne Kraus-Winkler (Obfrau des Fachverbandes Hotellerie) bestätigt. Diese Milliarde muss jetzt in einer Zeit rückfinanziert werden, die wenig Planungssicherheit bietet. „Die Branche hängt stark von Investitionen ab, da ist Sicherheit sehr wichtig“, so die Hotellerie-Vorständin.
Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbandes Hotellerie
Durch die Pandemie hat sich eine zusätzliche Herausforderung für die HotellerieBranche entwickelt. Buchungen im Tourismus werden immer kurzfristiger. Die durchschnittliche Reisedauer wird
kürzer, flexible Stornierungsmöglichkeiten immer wichtiger. Kraus-Winkler spricht von einem extremen Phänomen, zeigt aber Verständnis aufgrund der aktuellen Situation: „Es möchte sich keiner mehr mit einer Vorauszahlung auseinandersetzen, wenn er nicht reisen kann.“
Steuersenkung gefordert In beiden Branchen konnten viele Betriebe durch die staatlichen Hilfeleistungen gerettet werden. Aus der Studie geht hervor, dass vor allem der Umsatzersatz für betroffene Betriebe geholfen habe. Auch der Fixkostenzuschuss und die Kurzarbeit seien wichtige Unterstützungsmaßnahmen gewesen.
Da die Mehrheit der Branche damit rechnet, die finanziellen Auswirkungen der Pandemie noch die nächsten zwei bis drei Jahre zu spüren, erhoffen sich die Betriebe von der Regierung weiterhin finanzielle Hilfsleistungen von der Regierung. Besonders wichtig sind hierbei eine Senkung der Lohnnebenkosten, die steuerliche Erleichterung von Betriebsübergaben und eine Verlängerung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes.
Vor allem bei letzterem Punkt sieht Pulker Handlungsbedarf. „Die Gastronomie hat 15 Monate geschlossen gehabt. Die Hotellerie, die Gastronomie und ganz viele Betriebe, die jetzt noch geschlossen sind, haben von der Mehrwertsteuerreduktion überhaupt nicht profitiert“, sagt der GastronomieVorstand. Er appelliert an die Bundesregierung, den Steuersatz für ein weiteres Jahr befristet zu verlängern.