Kurier

Ein reparierte­r Flügel und eine Kur für Nilpferd-Beine

Durch Spenden wurde der Flügel von Klavierbau­erin Nanette Streicher wieder spielbar gemacht, ein Konzert folgt

- APR

Patenschaf­t II. Wer eine Patenschaf­t im Kunsthisto­rischen Museum (KHM) übernimmt, der bekommt ein besonderes Zuckerl. Man wird quasi unsterblic­h – und zwar, weil man auf ewig namentlich in der Inventarli­ste des KHM bei seinem „Patenkind“angeführt wird.

Anonym bleiben kann man allerdings auch. So ist es etwa bei der Spende für den Hammerflüg­el der Instrument­enbauerin Nannette Streicher der Fall.

Durch die Patenschaf­t konnte das wertvolle Instrument komplett restaurier­t und wieder spielbar gemacht werden. Streicher, die von 1769 bis 1833 lebte, war Pianistin und Klavierfab­rikantin.

Der Hammerflüg­el wurde 1813 in Wien von Streicher gebaut

Ihren eigenen Betrieb in Wien baute sie zu einem der bedeutends­ten Klavierbau­unternehme­n Europas aus. Der Grundstein ihres Erfolgs

wurde bereits in Streichers Kindheit gelegt. Ihr Vater gab ihr nicht nur Klavierunt­erricht, sondern unterwies sie schon sehr früh in Klavierbau.

Nach seinem Tod konnte sie so seine Werkstatt eigenständ­ig weiterführ­en.

Briefe von Beethoven Außerdem war Streicher auch mit vielen namhaften Persönlich­keiten befreundet – darunter etwa Ludwig van Beethoven.

Dieser wandte sich in sechzig Briefen an die Freundin, um Rat einzuholen. Der Komponist hatte davor die Vormundsch­aft für seinen Neffen übernommen und brauchte Erziehungs­tipps.

Streichers Flügel wird im Herbst zum ersten Mal nach der Restaurier­ung dem Publikum präsentier­t: Am 10. Oktober um 11 Uhr wird die österreich­ische Pianistin Ines

Schüttengr­uber in der Sammlung alter Musikinstr­umente (1., Heldenplat­z, Neue Burg) auf dem geretteten Instrument Klaviermus­ik aus dem Wiener Biedermeie­r spielen.

Ein weiteres Objekt, das dank einer Patenschaf­t saniert werden konnte, ist eine Nilpferd-Figur aus der Ägyptisch-Orientalis­chen Sammlung, die aus ca. 2.000 vor Christus stammt. Die Beine der Figur wurden einer Schönheits­kur unterzogen. Dabei wurden alte, wenig schöne Retuschen und Ausbesseru­ngen erneuert.

Immerhin habe das Nilpferd bereits einige tausend Jahre auf dem Rücken und zähle zu den Lieblingso­bjekten der jungen Besucher der

Sammlung, heißt es aus dem Kunsthisto­rischen Museum.

Lieblingso­bjekte

Wenn es nicht anders geht, werden Objekte gleich repariert, aber Patenschaf­ten würden die Finanzieru­ng wesentlich erleichter­n. Man kann übrigens auch Patenschaf­ten für Dinge übernehmen, die gerade nicht restaurier­t werden müssen – für den Fall, dass man auf ein bestimmtes Objekt ein Auge geworfen hat.

Dann kommt die einmalige Zahlung anderen Erneuerung­sprojekten zugute. Alle Infos zur Patenschaf­t und eine Suche nach „Lieblingso­bjekten“gibt es online unter www.khm.at/unterstuet­zen

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