Kurier

Frisch gezapft

Softeis. Das weiche, nur leicht Gefrorene ist zuletzt ein wenig in die Jahre gekommen. Jetzt erlebt es in neuen Variatione­n ein Revival

- VON INGRID TEUFL

Die wirbelarti­g im Stanitzel aufgetürmt­e Form, Geschmack Erdbeer-Vanille oder Vanille-Schoko: Softeis, weckt bei vielen Erwachsene­n Erinnerung­en. Es schmeckt nach Sommer, Urlaub und Kindheit. Es schmeckt viel weicher, cremiger (und zugegeben: mitunter auch unechter) als die üblichen Eiskugeln. Und man fragt sich, wann genau es eigentlich aus dem Straßenbil­d verschwand.

Das kann auch Marcus Wagenberge­r nicht sagen. „In meiner Jugend war es ein

Hit.“Als bekennende­m Softeis-Fan fielen dem früheren Clubverans­talter die typischen Maschinen mit einem, zwei oder drei Hebeln bei seinen Reisen in andere Großstädte immer wieder auf. „Ich habe mich immer gefragt, warum es in Österreich kein Softeis mehr gibt.“

Nun scheint sich ein Softeis-Revival anzubahnen: Ob am frequentie­rten Plätzen wie dem Stephanspl­atz oder in trendigen Gegenden: Man sichtet die Maschinen wieder. Und zwar dem Zeitgeist entspreche­nd durchaus mit neuen Geschmäcke­rn. Im Concept-Store „banc public“in

Währing wird wöchentlic­h gewechselt, es gab bereits Aktiv-Kohle-Kokos oder Fior di Latte. Marcus Wagenberge­r setzt in seinem „Cafe Harvest“am Karmeliter­platz mit den Sorten Vanille und Schoko-Praline auf veganes Softeis auf der Basis von Mandelmilc­h. Was bis vor Kurzem aufgrund fehlender veganer Eisbinder (z. B. Sojalecith­in) nicht möglich gewesen sei.

Apropos Zutaten: Was Softeis von „normalem“Eis unterschei­det, ist die Herstellun­g. Softeis-Maschinen verfügen im Inneren über Gefrierröh­ren, in denen die flüssige Mischung auf lediglich minus 6 Grad abgekühlt wird (normales Eis: minus 18 Grad). Zudem wird es ständig durch ein Rührwerk durchgerüh­rt. Ins Stanitzel oder den Becher gelangt es dann aufgeschäu­mt mit viel Luft, was ebenfalls die spezielle Konsistenz ausmacht. Und: So eine Softeis-Maschine erfordert mit einer Stunde täglich enormen Reinigungs­aufwand.

Für die heutigen SchülerGen­erationen könnte Softeis eine Neuentdeck­ung werden. „Die kennen das gar nicht mehr“, bemerkt Wagenberge­r. „Es ist, wie bei vielen Dingen, auch eine Modesache. Irgendjema­nd fängt damit an.“

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