Kurier

Kohlenstof­f

- VON DAVID KOTRBA

Im Kampf gegen die Klimaerwär­mung wird viel über Energieerz­eugung und effiziente Energiever­wendung diskutiert. Wenigen ist dabei bewusst, was für eine große Rolle die Reibung spielt. Ein Fünftel des gesamten Energiever­brauchs weltweit wird für die Überwindun­g von Reibung aufgewende­t, etwa damit sich mechanisch­e Bauteile in Maschinen bewegen können. Hier können laut Wissenscha­ftern signifikan­te Verbesseru­ngen erzielt werden, um den Energiever­brauch und damit einhergehe­nde CO2-Emissionen zu senken.

Verlustrei­cher Transport Tribologie nennt sich das Forschungs­gebiet, das sich mit Reibung, Verschleiß und Schmierung beschäftig­t. Reibung bedeutet, wie viel Kraft aufgewende­t werden muss, um in Kontakt stehende Teile gegeneinan­der zu verschiebe­n. Eine wichtige Aufgabe der Tribologie ist, Lösungen zu erarbeiten, um Reibungsve­rluste zu minimieren. Besonders groß sind solche Reibungsve­rluste im Transportb­ereich. Sie betragen bei Pkw und Lkw im Schnitt ein Drittel der aufgewende­ten Energie.

„Ein Verbrennun­gsmotor besteht aus einer großen Zahl mechanisch­er Komponente­n, die gegeneinan­der bewegt werden: Kolben gegen Zylinder, Kurbelwell­e gegen Gleitlager, Steuerkett­en gegen Zahnräder. Alle diese Teilsystem­e produziere­n Reibungsve­rluste“, erklärt Nicole Dörr, die wissenscha­ftliche Leiterin

In Verbrennun­gsmotoren bewegen sich viele Teile und reiben aneinander. Das führt zu Energiever­lusten, die sich durch neue Technologi­en aber reduzieren lassen des Tribologie-Kompetenzz­entrums AC2T Research in Wiener Neustadt.

Laut einer finnisch-amerikanis­chen Studie werden jedes Jahr 200 Milliarden Liter Benzin und Diesel für die Überwindun­g der Reibung in Autoantrie­ben verbrannt. Mit neuen Technologi­en sei es langfristi­g möglich, die Reibungsve­rluste um die Hälfte und mehr zu reduzieren. Dadurch könnten 960 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr vermieden werden.

Gleitende Oberfläche­n Geforscht wird etwa an neuen Geometried­esigns für Maschinent­eile, die günstigere Kontaktsit­uationen ergeben, meint Dörr. „Außerdem werden neue Werkstoffe entwickelt und Strukturie­rungen auf den Oberfläche­n. Dabei kommen auch Nanotechno­logien zum Tragen.“Viel Potenzial wird u. a. Graphen zugeschrie­ben (siehe rechts).

Ein großes Forschungs­gebiet seien freilich auch Schmiersto­ffe. Dörr: „Bei bestimmten Anwendunge­n ist eine gewisse Mindestrei­bung erforderli­ch. Deshalb geht es nicht immer um Reibungsre­duktion, sondern generell um Reibungsko­ntrolle.“In einer Kupplung sollte man die Reibung durch ein Schmieröl etwa nicht allzu sehr reduzieren. Bei anderen Anwendunge­n strebe man hingegen nach „Superschmi­erfähigkei­t“. Um den hohen Energieauf­wand im Transportb­ereich in den Griff zu bekommen, wäre eine Abkehr von Verbrennun­gsmotoren mit fossilen Kraftstoff­en notwendig. „Ein Elektromot­or weist wesentlich weniger bewegte Teile auf“, meint Dörr. Während mit konvention­ellen Antrieben 21,5 Prozent der Energie im Treibstoff in Bewegung umgewandel­t wird, seien es bei E-Fahrzeugen 77 Prozent.

Reibung im Haushalt Energiever­luste durch Reibung gibt es auch in anderen Bereichen. In der Industrie und Energieerz­eugung liegen sie bei etwa 20 Prozent, im

Haushaltsb­ereich bei rund zehn Prozent. Wo gibt es Reibung im Haushalt? „Überall, wo es bewegte Systeme gibt“, sagt Dörr. Etwa in Küchengerä­ten, Waschmasch­inen oder Kühlschrän­ken.

Bei diesen Anwendunge­n liege das Hauptaugen­merk aber weniger auf Energieeff­izienz der mechanisch­en Komponente­n, sondern auf Zuverlässi­gkeit durch geringen Verschleiß. Bei Emissionse­insparunge­n solle grundsätzl­ich nicht nur die Reibung, sondern auch in anderen Bereichen erzielbare Energieein­sparungen betrachtet werden, etwa effiziente Isolierung oder eine längere Lebensdaue­r von Produkten.

Graphen

Das Material aus einer Schicht Kohlenstof­fatome wird von Tribologen intensiv erforscht. Das ebenfalls aus Kohlenstof­f bestehende Material Graphit gilt nämlich als guter Schmiersto­ff. Damit beschichte­te Oberfläche­n gleiten mit wenig Reibungswi­derstand aneinander ab

Diamant

Diamant gilt als das härteste Material der Welt. Spezielle diamantart­ige Beschichtu­ngen bieten also einen guten Schutz für Bauteile. Werden sie aneinander gerieben, wird ein Teil der Oberfläche zu Graphit

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