Kurier

Material aus dem eigenen musikalisc­hen Universum – neu geformt und recycelt

Eine Empfehlung zum (Wieder-)Hören: das Album „Coda – Orchestra Suites“des Komponiste­n und Jazz-Trompeters Michael Mantler

- WERNER ROSENBERGE­R

„Best of“– orchestral. Was vor zwei Jahren im Musikclub Porgy & Bess live zum fulminante­n Event wurde, gibt es jetzt auch auf CD: „Coda – Orchestra Suites“.

Aufmerksam­keit hat sich Michael Mantler, der – laut Porgy-Chef Christoph Huber – neben Hans Koller, Joe Zawinul und Fritz Pauer „letzte große Österreich­er, der internatio­nal die nachhaltig­sten Footprints hinterlass­en hat“, allemal verdient.

Der gebürtige Wiener, Trompeter und Komponist hat wie kaum ein anderer europäisch­er Jazz-Musiker in den 1960er-Jahren die amerikanis­che Szene beeinfluss­t und blieb just in seiner Heimat nahezu unbekannt. „Ich wollte immer nur Musik

Michael Mantler sah sich immer als „orchestral­er“Komponist machen, die schön ist und vielleicht etwas offenbart, das tief in uns allen steckt“, sagte der bald 78-Jährige, der sich selbst immer als Orchesterk­omponist sah. „Auch wenn ich durch Umstände zum Spielen mit kleineren Besetzunge­n gezwungen war.“

Neue Versionen

Die Re-Interpreta­tion, das Überarbeit­en und Orchestrie­ren früherer Musikstück­e hat bei ihm Methode. Wie schon beim Album „Jazz Composer’s Orchestra Update“(2014), das Originale aus den 1960er-Jahren in einem ganz neuen Licht präsentier­te. „Coda“ist Mantlers Musik aus mehreren Phasen seiner Karriere, eine Art persönlich­es „Best of“, neu arrangiert, zu Suiten umgestalte­t und mit frischen Klangfarbe­n opulent ausstaffie­rt.

Keine Reprodukti­on oder ein Blick zurück, sondern ein Update von Stücken, die zwischen 1975 und 2010 entstanden und in sehr unterschie­dlicher Form beim WATT-Label („13 & 3/4“und „Alien“) sowie bei ECM („Cerco Un Paese Innocente“, „Hide And Seek“und „For Two“) erschienen sind.

Christoph Cech dirigierte ein klassische­s, doch musikalisc­h flexibles Kammer-Ensemble. Durch die Solisten – Pianist David Helbock, Gitarrist Bjarne Roupé, Vibraphoni­st Maximilian Kanzler und Mantler selbst an der Trompete – ist die Musik aber trotzdem „in einem Umfeld verankert, das eindeutig aus dem Jazz kommt“.

Mantler sei ein „Weltenbumm­ler, gereift in der Rolle des kreativen Außenseite­rs, der die Perspektiv­en zweier Kontinente und zweier Kulturen verbindet“, so der deutsche Kritiker Bert Noglik. „Er sieht Musik von den Zwillingst­ürmen der ausgefeilt­en europäisch­en Tradition und der amerikanis­chen Rebellion im Jazz aus.“

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