Kurier

ImPulsTanz: Zeit zum Verändern der Welt

Touren ohne Visa wieder möglich Starke Zeichen bei „TRACES“und „figure“

- SILVIA KARGL

Brexit. Großbritan­nien hat sich mit Österreich und 18 weiteren EU-Staaten auf visafreie Reisen für Musiker und Künstler geeinigt. In den beteiligte­n Staaten seien „kurzfristi­ge Tourneen“ohne Visum oder Arbeitserl­aubnis wieder möglich, teilte das Kulturmini­sterium in London mit. Bei der Dauer der freien Einreise gebe es Unterschie­de zwischen Staaten, Großbritan­nien erlaubt seinerseit­s Aufenthalt­e von bis zu drei Monaten. Stars wie Elton John hatten sich dafür eingesetzt, Touren ohne teure Visa zu ermögliche­n.

Kritik. Zwei Stücke, wie sie unterschie­dlicher nicht sein könnten, jedes beachtlich und ein starkes Zeichen für den zeitgenöss­ischen Tanz: Die österreich­ische Erstauffüh­rung von Wim Vandekeybu­s „TRACES“im Volkstheat­er und die Uraufführu­ng von Willi Dorners „figure“im WUK überzeugte­n bei ImPulsTanz.

In „figure“igelt sich die Performeri­n Esther Baio in einem Zimmer ein, kreiert einen von der Außenwelt abgekapsel­ten Raum. Schnell geht es um verschiede­ne Blickwinke­l aufs eigene Ego, das in der Videotechn­ik Adnan Popovics zu einer Kompositio­n Paul Ebharts immer wieder neu beleuchtet wird. Die Zeit wird zum Thema dieses sehr feinen Solos mit Video und Requisiten von Alba Rastl: „Es ist Zeit zum Verändern der Welt“heißt es im Text.

Keine Untertöne

Das legen auch Wim Vandekeybu­s und seine herausrage­nde Compagnie Ultima Vez in „TRACES“nahe. Vandekeybu­s war im Unterschie­d zu Dorner noch nie ein Mann der subtilen Untertöne, und so ist auch sein neues Meisterwer­k von intensiven, lauten Bilderwelt­en geprägt. Die Tänzerinne­n und Tänzer von Ultima Vez zählen seit jeher zu den Trendsette­rn im Tanz. Diesmal scheinen sie sich nochmal zu übertreffe­n, zeigen sie die atemberaub­enden Drehungen, Sprünge und Schritte mit einer neuen Note von Leichtigke­it. Das in rumänische­n Landschaft­en entwickelt­e Stück rollt auf, wie das Verhältnis zur Natur durch Eingriffe des Menschen durcheinan­dergerät.

Tierische Bewegungen Dabei übernehmen wunderbar choreograf­ierte Menschen in Bärenkostü­men eine Hauptrolle. Keiner vermag tierische Bewegungen so in Tanz umzusetzen wie der Tierarztso­hn Vandekeybu­s, der mit vielen Tieren aufgewachs­en ist. Dazu kommen von den in Rumänien lebenden Roma inspiriert­e Szenen, die in den Gesängen Trixie Whitleys und Marc Ribots Gitarrensp­iel auch musikalisc­h gespiegelt werden.

Der Inhalt von „TRACES“greift mit dem Verhältnis der Menschen zur Natur ein gesellscha­ftlich viel diskutiert­es Thema auf, das hier mit großer künstleris­cher Kraft auf die Bühne kommt.

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