ImPulsTanz: Zeit zum Verändern der Welt
Touren ohne Visa wieder möglich Starke Zeichen bei „TRACES“und „figure“
Brexit. Großbritannien hat sich mit Österreich und 18 weiteren EU-Staaten auf visafreie Reisen für Musiker und Künstler geeinigt. In den beteiligten Staaten seien „kurzfristige Tourneen“ohne Visum oder Arbeitserlaubnis wieder möglich, teilte das Kulturministerium in London mit. Bei der Dauer der freien Einreise gebe es Unterschiede zwischen Staaten, Großbritannien erlaubt seinerseits Aufenthalte von bis zu drei Monaten. Stars wie Elton John hatten sich dafür eingesetzt, Touren ohne teure Visa zu ermöglichen.
Kritik. Zwei Stücke, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, jedes beachtlich und ein starkes Zeichen für den zeitgenössischen Tanz: Die österreichische Erstaufführung von Wim Vandekeybus „TRACES“im Volkstheater und die Uraufführung von Willi Dorners „figure“im WUK überzeugten bei ImPulsTanz.
In „figure“igelt sich die Performerin Esther Baio in einem Zimmer ein, kreiert einen von der Außenwelt abgekapselten Raum. Schnell geht es um verschiedene Blickwinkel aufs eigene Ego, das in der Videotechnik Adnan Popovics zu einer Komposition Paul Ebharts immer wieder neu beleuchtet wird. Die Zeit wird zum Thema dieses sehr feinen Solos mit Video und Requisiten von Alba Rastl: „Es ist Zeit zum Verändern der Welt“heißt es im Text.
Keine Untertöne
Das legen auch Wim Vandekeybus und seine herausragende Compagnie Ultima Vez in „TRACES“nahe. Vandekeybus war im Unterschied zu Dorner noch nie ein Mann der subtilen Untertöne, und so ist auch sein neues Meisterwerk von intensiven, lauten Bilderwelten geprägt. Die Tänzerinnen und Tänzer von Ultima Vez zählen seit jeher zu den Trendsettern im Tanz. Diesmal scheinen sie sich nochmal zu übertreffen, zeigen sie die atemberaubenden Drehungen, Sprünge und Schritte mit einer neuen Note von Leichtigkeit. Das in rumänischen Landschaften entwickelte Stück rollt auf, wie das Verhältnis zur Natur durch Eingriffe des Menschen durcheinandergerät.
Tierische Bewegungen Dabei übernehmen wunderbar choreografierte Menschen in Bärenkostümen eine Hauptrolle. Keiner vermag tierische Bewegungen so in Tanz umzusetzen wie der Tierarztsohn Vandekeybus, der mit vielen Tieren aufgewachsen ist. Dazu kommen von den in Rumänien lebenden Roma inspirierte Szenen, die in den Gesängen Trixie Whitleys und Marc Ribots Gitarrenspiel auch musikalisch gespiegelt werden.
Der Inhalt von „TRACES“greift mit dem Verhältnis der Menschen zur Natur ein gesellschaftlich viel diskutiertes Thema auf, das hier mit großer künstlerischer Kraft auf die Bühne kommt.