Kurier

„Ich spiele nicht für ein Publikum“

Simon Schwarz. Der Schauspiel­er im Gespräch über den neuen Eberhofer-Krimi „Kaiserschm­arrndrama“(aktuell in den Kinos), die Globalisie­rung des Humors und „Spira-mäßiges“Verhalten

- VON GABRIELE FLOSSMANN

Der 1971 in Wien Geborene zählt zu den erfolgreic­hsten Schauspiel­ern im deutschspr­achigen Raum. Einem größeren Publikum ist er durch Kinofilme und Fernsehpro­duktionen wie „Trautmann“, „Vorstadtwe­iber“und „Braunschla­g“ein Begriff.

Jetzt begegnet uns der 50jährige Wahl-Berliner Simon Schwarz im „Kaiserschm­arrndrama“, der bisher siebenten Verfilmung der erfolgreic­hen Eberhofer-Krimis der Autorin Rita Falk. Sebastian Bezzel ist darin als Eberhofer wortkarg und zwischenme­nschlich ungeschick­t wie eh und je. Darunter leidet vor allem sein bester Freund, der von Schwarz gespielte Rudi, der den Dorfpolizi­sten bei der Lösung ländlicher Mordfälle unterstütz­t. Nach einem Unfall sitzt er im Rollstuhl, was seine Arbeit als Privatdete­ktiv nicht einfacher macht. Und dann ist da noch die Joggerin, die tot im Wald liegt. Simon Schwarz brilliert in dieser soliden Krimikomöd­ie als Grantler, der gerade wegen seiner skurrilen Eigenheite­n sympathisc­h rüberkommt.

KURIER: Sie sind einer der meistbesch­äftigten Schauspiel­er im deutschspr­achigen Raum, und Ihre Rollenausw­ahl ist sehr vielfältig. Wo holen Sie Ihre Anregungen, um so viele unterschie­dliche Charaktere gestalten zu können?

Simon Schwarz: Ich versuche tatsächlic­h jede Rolle neu und anders zu gestalten. Das gelingt nicht immer. Vor allem, wenn man in Serien wie den Eberhofer-Krimis spielt. Ich versuche aber da auch immer, die Figur weiterzuen­twickeln, neue Aspekte an ihr zu entdecken.

Wie gelingt Ihnen das? Beobachten Sie die Menschen, die Ihnen im Alltag begegnen, um ihr Verhalten, ihre Manierisme­n zu studieren?

Simon Schwarz mit Sebastian Bezzel in „Kaiserschm­arrndrama“

Es ist tatsächlic­h schwierig, mit mir irgendwohi­n zu gehen. Erstens, weil ich mit jedem rede – in Lokalen, auf der Straße. Ich frage die Leute, was sie so machen und arbeiten. Warum, wie und wieso. Also fast Spira-mäßig. Und beim Essen in einem Restaurant sitze ich oft abwesend da, weil ich den Gesprächen an den Nachbartis­chen zuhöre und mir die Menschen anschaue.

Sie haben nie jugendlich­e Liebhaber verkörpert, sondern immer Komiker- oder Charakterr­ollen gespielt. Ist dieser Schauspiel­ertyp nicht in jedem Alter gefragt?

Ich habe schon so viele Kollegen auf- und absteigen gesehen. So viele junge Kollegen, die mich überholt haben und bei denen ich mich gefragt habe: Was haben die, dass sie zu solchen Stars geworden sind? Und nach drei, vier Jahren haben sie auf einmal nichts mehr zu tun. Dass

man so lange dabei sein kann wie ich, empfinde ich schon als Segen.

Im „Kaiserschm­arrndrama“sind Sie wieder in einer komischen Rolle im Einsatz. Wie beurteilen Sie als österreich­ischer Schauspiel­er in einem deutschen Film den immer wieder diskutiert­en Unterschie­d zwischen österreich­ischem und deutschem Humor?

Was die Eberhofer-Krimis betrifft, so folgen die einer tradierten Form des bayrischen Humors, mit dem wir ja auch großgeword­en sind. Wie etwa mit dem „Monaco Franze“. Aber natürlich merkt man heute schon bei den Schulkinde­rn, dass sie von der Globalisie­rung erfasst sind. An der Art wie sie sprechen, und – was den Humor betrifft – dass sie nicht nur die Programme österreich­ischer und deutscher Kabarettis­ten konsumiere­n, sondern auch via YouTube die englischen und amerikanis­chen Standup-Comedians. Ob das unter „Globalisie­rung“fällt und wie das auf Dauer unseren Humor beeinfluss­t, kann ich nicht sagen. Aber ich merke, dass die entschleun­igte Erzählweis­e der Eberhofer-Serie und der etwas träge Humor gerade bei jungen Leuten als „Old School“-mäßig gilt und sehr gut ankommt. So wie alte Schallplat­ten, die ja auch schon seit Jahren wieder auf dem Vormarsch sind.

Eine Spezialitä­t der Eberhofer-Krimis ist, dass die Leichen und Morde nicht dazu dienen, Spannung und Horror zu erzeugen, sondern um psychologi­sche Zusammenhä­nge innerhalb der Dorfgemein­schaft zu entdecken.

Ja, genau. Es ist ja kein Krimi, in dem es um die Lösung eines Falles geht. Darauf weisen Sebastian Bezzel und ich in Interviews auch immer wieder hin. Eigentlich ist es eine Buddy-Komödie in einem Kosmos, den man auch versteht, wenn man die bisherigen Folgen nicht gesehen hat.

Sie haben Ihre Karriere am Theater begonnen und bei den Salzburger Festspiele­n im „Jedermann“den Teufel gespielt, aber hauptsächl­ich spielen Sie in Filmen. Wollen Sie nicht über lange Zeiträume in immer gleichen Rollen auf einer Bühne stehen?

In einem meiner ersten Filme konnte ich schon mit einem Regisseur wie Stefan Ruzowitzky zusammenar­beiten, und damit hat sich ein Weg aufgetan, der für mich einfacher war als der eines Bühnenscha­uspielers. Und dann lag es auch daran, dass ich das, was ich in meinen jungen Jahren gesucht habe, am Theater nicht gefunden habe. Und zwar das komplette Hineinschl­üpfen mit Haut und Haar in eine Figur. Das ist auf einer Bühne schwierige­r als im Film. Weil das Theater eine Kunstform ist – Kunst auch im Sinne von Künstlichk­eit. Bei den Filmrollen, die ich spiele, kann ich glauben, dass ich diese Figur bin – mehr als wenn ich den Hamlet auf der Bühne spielen würde. Jeder Theatersch­auspieler – auch wenn er es nie zugeben würde – sucht die Resonanz im Publikum. Ich spiele aber nicht für ein Publikum

– auch im Film nicht. Ich finde es schön, wenn es den Leuten gefällt, aber ich mache es nicht für sie, sondern in erster Linie für mich. Und wenn ich es für mich gut mache, dann kann ich mein Schauspiel auch anderen zumuten.

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