Zwei Bronzene erkämpft und erklettert
Bettina Plank. Zum ersten und letzten Mal war Karate in Tokio olympisch. Die 29-jährige Vorarlbergerin schlug zu und gewann die Bronzemedaille in der Klasse bis 55 Kilogramm
Sieben Medaillen. Karate ist zum ersten und letzten Mal eine olympische Disziplin. Und die Gunst der Stunde hat die 29-jährige Vorarlbergerin Bettina Plank in Tokio genutzt. Eine knappe Niederlage im Semifinale gegen die Bulgarin Goranowa verhinderte den großen Showdown um olympisches Gold. Ungefähr zwei Stunden später kletterte Jakob Schubert am Donnerstag in den Olymp der österreichischen Medaillengewinner. Der 30-jährige Tiroler schaffte im letzten Bewerb, dem sogenannten Vorstieg, den nicht mehr ganz erwarteten Aufstieg. Damit sammelte Österreichs Olympia-Mannschaft in Tokio sieben Medaillen, genauso viele wie in Athen 2004 und damit die zweithöchste Anzahl in der Sportgeschichte. Nur 1936 waren es mehr, nämlich 13 Stück.
Sie ist die erste österreichische Karate-Medaillengewinnerin, und sie dürfte nach derzeitigem Stand der Dinge auch die letzte sein: Bettina Plank veredelte das Podest im ersten Kumite-Bewerb der Olympia-Geschichte als Dritte. Bei den Spielen in Paris 2024 wird die japanische Kampfsportart schon nicht mehr im Programm sein.
Nach zwei Siegen, einer Niederlage und einem Unentschieden in der Vorrunde der Klasse bis 55 Kilo stand die Vorarlbergerin im Halbfinale der Bulgarin Iwet Goranowa gegenüber. Diese setzte sich knapp mit 4:3 Punkten durch und holte sich im Finalkampf gegen die Ukrainerin Anschelika Terliuga Gold.
Halbfinale
„Goranowa war sehr souverän. Ich habe noch aufholen können, es ist für sie ausgegangen, aber ich kann sagen, ich habe alles getan, was ich konnte“, analysierte Plank.
Die schnelle 3:0-Führung der Bulgarin im Halbfinale konterte die 29-Jährige mit Ippon, was im Karate drei Punkte bringt, aber nicht gleichbedeutend mit dem Kampfende ist. Mit einer weiteren Wertung sicherte sich Goranowa jedoch den Aufstieg ins Finale. Bei einem Sieg hätte die Feldkircherin um Gold weitergekämpft.
„Über die Niederlage habe ich mich nur kurz geärgert. Ich habe vor Freude geweint, dass ich eine Medaille habe. Es gab 600 Mädels, die sich um die zehn Plätze beworben haben, dass ich überhaupt teilnehmen durfte, war der Wahnsinn, und dann gewinne ich Bronze!“, sagte Bettina Plank nach ihrem Kampf.
Insgesamt waren in dieser Gewichtsklasse nur neun Teilnehmerinnen
dabei, eine Konkurrentin fehlte. Das Feld umfasste sechs Kämpferinnen aus der 50er- und drei aus der 55er-Kategorie.
Vorrunden-Kämpfe
„Es war alles sehr knapp in unserer Gruppe, und bis zum letzten Kampf hab ich nicht gewusst, ob es für die Medaille reicht“, sagte die 29-Jährige nach ihren VorrundenKämpfen.
Die Vorarlbergerin startete mit einem 2:6 gegen die japanische Weltmeisterin von 2018 Miho Miyahara in den Wettkampftag. „Ich habe mich von Anfang an gut auf der Matte gefühlt, es war super. Die Japanerin hat zum
Auftakt gegen mich gewonnen, aber ich habe das gut wegstecken können.“
Darauf folgte ein 4:3-Erfolg gegen die Kasachin Moldir Sangbyrbay. Beim anschließenden 0:0 gegen die Ukrainerin Anschelika Terliuga konnte Plank nicht punkten. Um die Chance auf eine Medaille zu wahren, musste sie den letzten VorrundenKampf gegen die 24-jährige Ägypterin Radwa Sayed gewinnen, was ihr mit 3:1 Punkten am Ende auch gelang.
Dennoch hieß es für sie kurz zittern und warten, wie der Kampf Terliugas gegen Miyahara ausging. In der Tabelle schien die Österreicherin dann auf Platz zwei auf und konnte sich bereits über eine sichere Bronzemedaille freuen.
„Ich habe aus jedem Kampf das Beste rausholen können und habe nicht an Punkte gedacht, oder ob es sich ausgeht. Den Fokus hatte ich immer auf der Gegnerin. Ich bin so glücklich, dass es gereicht hat.“
Reaktionen Glückwünsche kamen auch von Bundespräsident Alexander van der Bellen auf Twitter: „Was für eine Leistung! Bettina Plank holt Bronze in Karate und damit die sechste Olympia-Medaille für Österreich. Meine herzlichen Glückwünsche!“
Ewald Roth, der Generalsekretär des österreichischen Karatebundes, war überwältigt von der Leistung der Karateka: „Ich bin völlig geflasht. Sie hat den Wettkampf ihres Lebens geliefert. Es sind ganz viele Gedanken, die einem durch den Kopf gehen. Es war so ein langer Weg bis hierher. Es war ein wahnsinniger Stress, und dann noch die schwierige Auslosung. Ich bin dankbar und stolz. Sie hat wie in Trance gekämpft.“