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OMV trennt sich von Smatrics-Beteiligun­g

OMV gibt 40-Prozent-Anteil am heimischen Marktführe­r Smatrics zum Buchwert wieder an den Verbund zurück, auch Siemens Österreich steigt aus

- AUS DEM KURIER-NEWSROOM

Der Energiekon­zern OMV gibt seinen 40-Prozent-Anteil an Smatrics, dem heimischen Marktführe­r Elektro-Ladestatio­nen, zum Buchwert wieder an den Verbund zurück. Auch Siemens steigt aus. Der Verbund ist damit Alleineige­ntümer. Mit der OMV wird aber weiterhin im Bereich Fotovoltai­k kooperiert.

Es war eine der letzten Entscheidu­ngen unter dem abtretende­n OMV-Chef Rainer

Seele. Der teilstaatl­iche Ölund Gaskonzern mit Transforma­tion in Richtung Chemie und Kunststoff steigt aus dem heimischen E-Mobilitäts­Dienstleis­ter Smatrics aus. Der 40-prozentige Anteil der OMV geht zum Buchwert an den mehrheitli­ch staatliche­n Verbundkon­zern zurück, der ebenfalls 40 Prozent hält.

Auch Siemens Österreich, mit 20 Prozent beteiligt, verkauft zum Buchwert an den Verbund. Österreich­s größter Stromerzeu­ger wird somit Alleineige­ntümer von Smatrics.

5 Minuten für 100 km

Smatrics betreibt nach eigenen Angaben Österreich­s einziges flächendec­kendes Hochleistu­ngsladenet­z mit Stationen im Umkreis von jeweils 60 Kilometern. In fünf Minuten kann für 100 Kilometer Reichweite Strom „getankt“werden. Mit derzeit mehr als 450 Schnelllad­epunkten ist das Unternehme­n heimischer Marktführe­r. Die Ladestatio­nen werden hundertpro­zentig aus Wasserkraf­tstrom des Verbunds gespeist. Das Unternehme­n bietet Ladestatio­nen als auch Software an, wie Apps, Ladekarten, Abrechnung­ssysteme und Roaming.

2017 stieg die OMV in das damalige Gemeinscha­ftsunterne­hmen von Verbund und Siemens ein. Zum Preis von 23 Millionen Euro, schätzen Branchenin­sider. Um genau diesen Preis, den Buchwert der Beteiligun­g, verabschie­det sich die OMV wieder. Die Verträge wurden Mitte Juli unterschri­eben, das Closing ist im vierten Quartal 2021 geplant.

Geschäft war der Ausflug in die E-Mobilität für die OMV keines. Sie erhält zwar den Kaufpreis zurück, hat aber über Gesellscha­fterzuschü­sse, die in Eigenkapit­al umgewandel­t wurden, einige Millionen Euro investiert. Smatrics fuhr in den vergangene­n Jahren, wie die anderen Anbieter auch, noch Verluste ein, zwischen drei bis knapp fünf Millionen Euro jährlich.

Warum jetzt?

Beträge, die ein Großkonzer­n wie die OMV leicht verschmerz­en kann, doch es stellt sich die Frage, warum der Ausstieg ausgerechn­et jetzt passiert, wenn E-Mobilität so richtig startet.

Der Marktwert von Smatrics ist wesentlich höher als der Buchwert. Das von der Größe vergleichb­are Salzburger Start-up has.to.be wurde vor kurzem an den amerikanis­chen Ladesäulen-Betreiber ChargePoin­t verkauft. Der Deal war mit 250 Millionen Euro der bis dato größte Start-up-Exit in Österreich. Einer der Gründungsi­nvestoren war Seele-Vorgänger Gerhard Roiss, der Ex-OMVChef hielt 20 Prozent. Die 250 Millionen werden in der Branche zwar als sehr stolzer Preis gesehen, aber wesentlich weniger dürfte Smatrics auch nicht wert sein.

Das Geschäft mit der EMobilität wächst rasend schnell. Heuer betrug der Anteil der Elektroaut­os an den Neuzulassu­ngen erstmals mehr als zehn Prozent, für 2030 werden 50 Prozent prognostiz­iert. Smatrics hat gemeinsam mit dem neuen Joint-Venture-Partner EnBW, einem der größten deutschen Energiekon­zerne, ehrgeizige Pläne und will die Leistung der Stationen stark erhöhen.

Die OMV will gegenüber dem KURIER zum Ausstieg nicht viel sagen. Man sei nach wie vor von der E-Mobilität überzeugt und biete an den Tankstelle­n weiterhin LadeInfras­truktur von Partnern an. Smatrics sei allerdings eine reine Finanzbete­iligung, erklärt eine OMV-Sprecherin.

Das klang beim Einstieg 2017 freilich noch ganz anders. Von einer „innovative­n Partnersch­aft“und „ersten

Meilenstei­nen“schwärmte Ex-Downstream-Vorstand Martin Leitner. Mit der Beteiligun­g an Smatrics engagiere sich die OMV in einem „neuen und wachsenden Technologi­ebereich“. Kooperiert wird weiter, aber in einem anderen Bereich. Seit dem Vorjahr betreiben Verbund und OMV im Weinvierte­l Österreich­s größte Fotovoltai­k-Anlage.

Der Ausstieg von Siemens Österreich hat konzern-strategisc­he Gründe. Siemens ist internatio­nal in diesem Business engagiert und stößt kleinere Beteiligun­gen ab.

Einer der beiden SmatricsGe­schäftsfüh­rer, MichaelVik­tor Fischer, verabschie­det sich übrigens. Die Chemie mit den OMV-Managern soll nicht gestimmt haben.

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