Kurier

Kurz: „Die Integratio­n von Afghanen ist sehr schwierig“

Kanzler will weiter keine afghanisch­en Flüchtling­e in Österreich aufnehmen

- VON BERNHARD GAUL

Wie immer in Jeans, weißem Hemd und eng geschnitte­nem Sakko meldete sich Sonntagabe­nd Bundeskanz­ler Sebastian Kurz zurück aus der Sommerpaus­e.

Beim Puls24-Sommergesp­räch mit dem „mächtigste­n Mann Österreich­s“, wie ihn Journalist­in Manuela Raidl bezeichnet­e, gab der 34-Jährige ungewohnte Einblicke in sein Leben. Raidl lobte Kurz etwa, dass er seit Jahren die gleiche Kleidergrö­ße habe. „Sie dürften viel Sport machen, und sich sehr gesund ernähren.“Kurz repliziert­e: „Das zeigt, dass Sie mich überhaupt nicht kennen. Es gibt kaum jemand, der sich so ungesund ernährt, wie ich. Mein Kabinett macht sich da immer wieder lustig über mich.“Dass er seine Figur behält, führt er vielmehr auf sein noch immer junges Alter zurück.

Die Frage, ob er – wie einst Heinz Christian Strache als Vizekanzle­r – auch einen Papamonat nehmen werde, verneinte er. So gerne er das tun würde, für einen Regierungs­chef sei das unmöglich.

2013 hatte Kurz in einem Interview auf die Frage, wo er sich in zehn Jahren sehe, gemeint: Sicher nicht in der Politik. Ob er demnächst also zurücktret­en werde? Das sicher nicht, meinte Kurz, überhaupt habe er es sich abgewöhnt, Pläne weit in die Zukunft zu machen.

Kontrovers­iell wurde die Debatte dann beim Thema Afghanista­n. Und der Frage, warum die ÖVP-Minister in der Regierung jedenfalls ausschließ­en, Flüchtling­e aus dem Krisengebi­et aufzunehme­n. Der Kanzler versuchte, hier zu differenzi­eren: Klar müsse die Bundesregi­erung alles in ihrer (begrenzten) Macht stehende tun, um die Situation vor Ort zu verbessern. Also etwa die Nachbarlän­der finanziell unterstütz­en, damit sie Flüchtling­e aus Afghanista­n aufnehmen. Die Wahrheit sei aber, dass Nachbarsta­aten wie Tadschikis­tan

oder Usbekistan bisher nur ganz wenigen Afghanen Asyl gewährt habe. „Österreich hingegen hat bereits 40.000 Afghanen aufgenomme­n“, erklärte Kurz, „nur in Schweden gibt es eine noch größere Community. Österreich hat also überpropor­tional viele Afghanen aufgenomme­n. Dazu kommt, dass die Integratio­n von Afghanen in Österreich sehr schwierig ist“, erklärte Kurz weiter – und zitierte dazu eine Umfrage, die unter Afghanen

in Österreich gemacht worden sei. Demnach würden 60 Prozent Gewalt befürworte­n, wenn es um die Verteidigu­ng der eigenen Religion gehe. „Es wird keine Aufnahme von afghanisch­en Flüchtling­en geben.“

Thema Klimaschut­z

Differenzi­ert war auch seine Haltung beim Thema Klimaschut­z, als er gefragt wurde, ob es nicht sinnvoll sei, große Straßenpro­jekte der Asfinag mit Blick auf den Klimaschut­z evaluieren zu lassen. „Die entscheide­nde Frage ist nicht, neue Straßen ja oder nein“, erklärte er, um gleich zu sagen: „Ja.“Entscheide­nd sei vielmehr die Frage der Emissionen der Fahrzeuge. „Schaffen wir es da, die Emissionen mit technische­n Lösungen zu reduzieren, möglichst bis null.“

Die gleiche Frage stelle sich in allen anderen Bereichen, etwa bei den Gebäuden oder bei der Stromprodu­ktion. „Da haben wir in den nächsten Jahren einen enormen Kraftakt vor uns, die Emissionen zu reduzieren. Weder die Autos, noch die Straßen sind unsere Gegner, sondern die Treibhausg­as-Emissionen“, bekräftigt­e der Kanzler.

Zum Schluss sprach er sich noch, wie bereits berichtet, für eine 1G-Regel für die Nachgastro­nomie aus, also nur für Geimpfte. Lockdowns im Herbst und Winter wollte er nicht dezidiert ausschließ­en, aber: „Wir müssen Wege finden, dass es nicht zu Schließung­en kommt.“

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Kanzler Kurz beim Sommergesp­räch mit Journalist­in Raidl

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