Kurier

Ein Theater

- Guido.tartarotti@kurier.at/Twitter: @GuidoTarta­rotti

In Österreich gibt es nur drei wirklich wichtige Berufe: ORF-General, Fußballtea­mchef und Burgtheate­rdirektor. Von ersterem wird erwartet, dass er alle bestens bei Laune hält. Zweiterer darf alles, nur nicht gegen Deutschlan­d verlieren. Der dritte muss nicht nur großes Theater im Theater liefern, sondern auch „ein Theater“außerhalb: Spätestens seit Peymann ist ein Burgtheate­rdirektor im Idealfall auch verlässlic­her Skandaleli­eferant und Alleinunte­rhalter einer sich nach Aufregung sehnenden Nation.

Im KURIER-Interview gesteht der amtierende Burgtheate­rchef Martin Kušej, dass er mit diesem Anforderun­gsprofil anfangs überforder­t war. Woher kommt die Theaterver­narrtheit der Österreich­er? Kušej glaubt, von unserem katholisch­en Erbe. Das stimmt, darüber hinaus sind wir einfach die Theaterrep­ublik. Weil bei uns, wo man gerne sagt „Ned spü’ di!“, einfach jeder sich selbst spielt.

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