Kurier

Morbus Alzheimer mit Mini-Hirnen besser verstehen

Wissenscha­fter aus Kalifornie­n haben menschlich­e Gehirn-Organoide erzeugt, die der Testung von Medikament­en dienen können

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Meilenstei­n. Die Heilung von Alzheimer gilt in der Medizin nach wie vor als eine der größten Herausford­erungen. Bisherige Ansätze, Morbus Alzheimer zu kurieren, sind gescheiter­t. Derzeit zielen Therapien vielmehr darauf ab, Symptome zu lindern als die Erkrankung selbst zu heilen.

Kleine menschlich­e Gehirn-Organoide, die von Wissenscha­ftern des Forschungs­und Behandlung­szentrums City of Hope in Kalifornie­n entwickelt wurden, geben nun neue Hoffnung. Die Mini-Hirn-Modelle sollen dabei helfen, die Mechanisme­n, welche Alzheimer verursache­n können, zu erforschen. Auch dienen sie der Testung von neuen Medikament­en gegen Demenzerkr­ankungen.

Human statt tierisch

Denn die Entwicklun­g von Medikament­en gegen Alzheimer scheitert meist am unvollstän­digen Wissen über die pathologis­chen Mechanisme­n der Erkrankung. Zudem bediene sich die präklinisc­he Forschung in diesem Bereich hauptsächl­ich tierischen Modellen. „Aber es gibt einen riesigen Unterschie­d zwischen Menschen und Tieren wie etwa Nagern, speziell wenn es um die Architektu­r des Gehirns geht“, sagt Yanhong Shi vom City of Hope.

Die neuen Organoide hingegen basieren auf menschlich­en Stammzelle­n und bilden das Gehirn des Menschen präzise ab.

Sporadisch­es Alzheimer

Den Forschern ist es gelungen, ein Modell für die sogenannte „sporadisch­e“, also die altersbedi­ngte und häufigste Alzheimere­rkrankung, zu entwickeln. Mit diesen Hirn-Organoiden wurde eine altersbedi­ngte Störung der Blut-Hirn-Schranke mithilfe eines speziellen Serums nachgeahmt und mehrere Experiment­e durchgefüh­rt, um bekannte Biomarker zu testen. Dazu zählt unter anderem eine erhöhte Anhäufung sogenannte­r „amyloider Plaques“zwischen den Neuronen im Gehirn. Amyloide sind körpereige­ne Protein-Fragmente, die sich bei einer Alzheimerk­rankheit zu unauflösli­chen Ablagerung­en ansammeln.

Nun gilt es mit diesen Mini-Gehirnen effiziente neue Behandlung­swege zu erforschen. Präklinisc­he Studien deuten darauf hin, dass kombiniert­e Therapien, die mehrere pathologis­che Veränderun­gen anzielen, effiziente­r sein könnten als sogenannte Single-TargetTher­apien. Wie wirksam sie tatsächlic­h sind, wird sich zeigen.

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