Unser Leben mit
3,1415926535...78179242 64... Innerhalb von gut 108 Tagen haben Schweizer Forscher 12,8 Billionen bisher unbekannte Nach-Komma-Stellen von Pi errechnet – Weltrekord
Für den Informatiker Heiko Rölke war es „eine Art Fingerübung“. So erzählt es der Leiter des neuen Zentrum für Datenanalyse und Simulation (DAViS) in Graubünden jedenfalls in der
Zeit. Dabei hat er einen Weltrekord aufgestellt: Pi auf 62,8 Billionen Ziffern genau berechnet. Das ist eine Zahl mit zwölf Nullen, oder so. Noch ein paar Zahlen gefällig? Der Computer musste 108 Tage und neun Stunden rechnen, bis das Ergebnis feststand. Heute sind 12 Billionen Stellen mehr bekannt als beim Rekord im Vorjahr. Und: Die Zahl würde 17,5
Milliarden Seiten füllen, sollte jemand den Fehler machen, sie auf A4-Seiten auszudrucken.
Für Rölke und sein Team ist der Weltrekord, der gerade durch alle Medien geht, nur Mittel zum Zweck – sie wollten ihr neues System überprüfen: Pi sei eine sogenannte transzendente Zahl. Das bedeutet, dass sie sich im Nach-Komma-Bereich immer weiter fortsetzt. Bis ins Unendliche. „Man kann sie aber beliebig genau berechnen. Dabei muss ein Algorithmus einen stetig wachsenden Berg an Daten schnell verarbeiten. Und genau dafür ist unser System ausgelegt“, erklärt Rölke.
Der Schweizer Mathematiker ist überzeugt, dass sein Rekord nicht lange halten wird. Letztlich sei es eine Frage des Willens und der Hardware. 100 Billionen Nach-Komma-Stellen seien problemlos möglich.
Irgendwie unvorstellbar. Die Alten Ägypter begannen – wie im ersten Rechenbuch der Welt, im altägyptischen Papyrus Rhind aus dem 16.
Jahrhundert v. Chr., nachzulesen – mit einer Dezimalstelle. Archimedes brachte es 250 v. Chr. auf zwei Stellen und chinesische Mathematiker nach Christi Geburt auf fünf.
Wobei die Menschen auch schon davor die Kreiszahl ganz dringend brauchten – zum Beschlagen des Rades, Einzäunen von Gehegen, zum Berechnen des Rauminhaltes eines zylindrischen Getreidespeichers. Eben für alles, wofür man den Umfang eines Kreises aus seinem Durchmesser oder umgekehrt ermitteln musste. Sie suchten also schon früh nach der exakten Kreiszahl und fanden immer genauere Schätzungen. Die Babylonier verwendeten 3,125 und die Inder 3,0044. Es sollte bis zum Ende des Mittelalters dauern, ehe es genauere Formeln zur Berechnung von Pi gab. Ludolph van Ceulen war es, der π 1596 auf 35 Dezimalstellen genau berechnete, weshalb sie bis heute als Ludolphsche Zahl
bezeichnet wird.
Griechisch
Apropos π: Der 16. Buchstabe des griechischen Alphabets wurde erstmals 1647 vom britischen Mathematiker William Oughtred verwendet. Populär wurde π aber erst im 18. Jahrhundert, weil der berühmte Mathematiker Leonhard Euler die Kreiszahl so nannte. Seither haben sich Legionen von Schülern damit herumgeplagt; der Inder Rajveer Meena hat sie bis zur 70.000 NachKomma-Stelle auswendig gelernt und in 10 Stunden rezitiert, was ihm den offiziellen Weltrekord einbrachte; für die Aufnahme in den Club der Freunde der Zahl Pi reichen dagegen schon die ersten 100 Stellen; π reiste mit Radioteleskopen ins Weltall, weil Forscher der Meinung sind, dass andere Zivilisationen diese Zahl kennen müssten, sollten sie das Signal je auffangen. 2012 setzte Hollywood den beiden Buchstaben ebenfalls ein Denkmal: Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger bekam vier Oscars.
Und falls auch Sie demnächst Eindruck schinden wollen: Die letzten zehn Pi-Ziffern lauten 7817924264. Behaupten zumindest die Schweizer Weltrekordhalter.