„Die Tür war schon geschlossen“
Paula Nocker. Wie Maria Happels große Tochter doch noch Schauspielerin wurde
Heute, Sonntagabend, in den Kammerspielen kommt es zum vollzähligen Familienfest: Oben die Tochter, unten die Eltern und die kleine Schwester. Publikumsliebling Maria Happel (58) diesmal im Publikum – der Liebling auf der Bühne. Beim Debüt der Paula Nocker (24) in der Rolle der Lucy Brown im Klassiker „Die Dreigroschenoper“(Brecht & Weill, Uraufführung: Berlin 1928) steht die 1,75 m große Kleine von Happel („1,60 m, wenn ich mich sehr strecke“) & Dirk Nocker (55) mit zwei Gesangsauftritten im Foauch
„Ich habe mich nie in ihre schauspielerische Arbeit eingemischt, obwohl ich es wollte und ihr auch anbot. Aber sie will auf eigenen Beinen stehen“
Maria Happel (58) über Tochter Paula Nocker (24)
kus: „Das Eifersuchts-Duett“mit Swintha Gersthofer (36) und die „Eifersuchts-Arie“als Solistin.
Gutes Stichwort: Eifersucht – im Hause Happel/Nocker nie ein Thema. Alle singen miteinander „in Harmonie“, auch wenn’s, so Paula, „beim Streiten gern einmal dramatisch wird“.
Zweifellos ist sie erblich belastet: Mama Film-, TV- und Bühnenstar (vor 25 Jahren ebenso in der Dreigroschenoper), Papa Burg-Ensemblemitglied, Opa Hans Kammersänger und Oma Edith Elmay (њ April 2021 mit 85) bezaubernde Filmschauspielerin der 1950er und 1960er. „Paula hat alles: Lange Beine, schönes Gesicht und eine wunderbare Singstimme“, so die Schauspielerin Brigitte Kren, die vis-à-vis von den Happels wohnt, „wenn alle Fenster offen sind, hab’ ich oft ein feines Gratis-Konzert.“
Paulas Beginn auf den Brettern holperte freilich. Sie fiel bei der Prüfung in der Schauspielschule durch, kam im ReinhardtSeminar nicht über die 2. Runde hinaus – und das, obwohl Mutter Maria bereits Direktorin der renommierten Kaderschmiede war. Sehr unösterreichisch! Sie konnte nicht mitentscheiden, durfte das
um keinen Preis, denn: „Ich habe mich nie in ihre schauspielerische Arbeit eingemischt, obwohl ich es gern wollte und ihr auch immer wieder anbot. Aber Paula will auf eigenen Beinen stehen.“
Sicherheitsnetz Lehrerin Paula – unverheiratet und kinderlos – hat Hang und Hand zu Kindern. Sie gilt wegen ihrer Feinfühligkeit als begehrte Babysitterin.
Als sie die Schauspielprüfungen nicht schaffte, begann sie ein Studium der Pädagogik. Die Ausbildung zur Volksschullehrerin – „auch in der Klasse musst du alles geben, Kinder sind ja das härteste Publikum“– verfolgt Paula immer noch. „Nach dem Scheitern in den Schauspielschulen war für mich diese Tür schon geschlossen. Heute sehe ich die Lehrer-Ausbildung als Sicherheitsnetz. Aber wenn ich
mich spontan entscheiden müsste, dann wäre es das Theater.“Sie ist im Theater aufgewachsen, hat in den Kantinen gegessen. An ihrer Mutter liebt sie den „Ehrgeiz und die unmessbare Leidenschaft“.
Maria Happel über ihre Paula: „Eine wunderbar gelungene, gesunde multikulturelle Mischung – ich würde gern mit ihr spielen.“