Die Badesaison geht zu Ende
Die Freibad-Saison dauert nur noch bis Sonntag. Coronabedingt war sie eine ganz besonderere. In der Alten Donau wird noch emsig gebadet. Dabei kam es gestern zu einem tragischen Zwischenfall
Gänsehäufel. An der Alten Donau wird die Saison bis zum Ende ausgereizt. Wie es jetzt in den Wiener Hallenbädern weitergeht.
Um 10 Uhr Früh hat sich gestern an der Kasse des Strandbad Gänsehäufel in Donaustadt schon eine kleine Schlange gebildet. Auf den Liegewiesen ist noch nicht viel los, aber am Steg bei der Alten Donau versammelt sich eine Gruppe Jugendlicher.
Es sind die Schüler der 6B des Amerlinggymnasium in Mariahilf, die einen Schulausflug machen. Bei 21 Grad Wassertemperatur springen sie vergnügt ins Wasser. Ein lautes Kreischen ist zu vernehmen, dann klettern sie schnell wieder heraus. Dass das Wasser nicht allzu warm sein dürfte, zeigt sich auch daran, dass die meisten Besucher lieber auf ihren Handtüchern liegen bleiben.
Einige waten mit hochgekrempelten Hosenbeinen im seichten Wasser das Ufer entlang. Auf die Frage, ob das Wasser sehr kalt sei, antworten die Schüler des Gymnasiums aber: „Geht eh.“Weniger vergnüglich hat der Tag für Paul Recher (76) begonnen. Er will gemeinsam mit seiner Ehefrau Hedwig Recher das schöne Wetter genießen, wurde aber gerade von einer Wespe gestochen. Die Stimmung verdirbt ihm das aber nicht. Seit mehr als 40 Jahren besuchen er und seine Frau regelmäßig das Strandbad. „Diesen Sommer sind wir ungefähr zwei Mal pro Woche hergekommen“, sagt er. Das Paar schwimmt am liebsten in der Alten Donau und genießt die Natur.
Weniger Besucher
Eine ebenfalls wiederkehrende Besucherin ist die Bayerin Christa Prille. Sie macht gerade zum wiederholten Mal Urlaub in Wien und war schon öfter im Strandbad Gänsehäufel. Sie findet es sehr amüsant, den Tratsch und Klatsch der Bademeister zu belauschen, erzählt sie.
Diese sitzen vor einer kleinen Bademeister-Hütte und beobachten das Geschehen auf dem Steg. Je später es wird, umso mehr Menschen finden sich dort ein. Im Vergleich zu den Vorjahren sei die Zahl der Badegäste aber gering, erzählt Bademeister Peter L. Er glaubt, das liege an der 3-G-Regel. Die Schüler Matthias Vlasich und Anton Muhr sehen die 3-G-Regel hingegen nicht als Hindernis für einen Freibad-Besuch an. Ursula Zohar von den Wiener Bädern bestätigt die niedrigen Zahlen aber.
Die Auslastung liege bei 40 Prozent der Auslastung in einer Normalsaison. Das liegt vor allem daran, dass aufgrund der Corona-Pandemie nur eine Auslastung von bis zu 50 Prozent erlaubt ist. Das ist auch den Besuchern aufgefallen. „An den Wochenenden war’s hier nicht so voll, wie ich es erwartet hätte“, sagt Badegast Lisa Kriechhammer.
Trotzdem gibt es für die Bademeister genug zu tun. Roman Hollaus ist bereits seit elf Jahren Bademeister beim Strandbad Gänsehäufel. „31mal bin ich in dieser Zeit schon reingesprungen, um jemanden zu retten. Es waren teils aber auch Fehlalarme“.
Dieses Jahr habe es drei Fehlalarme gegeben. Real war hingegen der Zwischenfall am Dienstagnachmittag: Eine 80-jährige Frau trieb leblos im Wasser. Sie wurde reanimiert und auf die Intensivstation
eines Spitals verlegt – ihr Zustand ist kritisch.
Am Montag beginnt in den Bädern eine gänzlich andere Arbeit. Am 19. September endet nämlich die Freibad-Saison. Dann muss alles winterfest gemacht werden.
Im Herbst stehen einige Sanierungen bei den Wiener Bädern an. Die größten Baustellen seien der Umbau eines Rutschenbeckens und der Neubau eines Kinderbeckens im Simmeringer Bad, der Wiederaufbau eines Kabinentrakts nach einem Brand im Großfeldsiedlungsbad und die Sanierung des Wellenbeckens im Gänsehäufel.
Währenddessen kann man in Indoor-Bädern schwimmen. Die Wiener Bäder wollen am 23. September die Hallenbäder und am 1. Oktober die Saunabäder eröffnen. Auch Indoor wird die 3-G-Regel gelten. Zusätzlich wird es Personenbegrenzungen und Registrierungen geben.
„In den elf Jahren, in denen ich hier beim Gänsehäufel arbeite, bin ich 31-mal zur Rettung ins Wasser gesprungen“
Roman Hollaus Bademeister
„Seit 60 Jahren komme ich ins Strandbad – und seit 40 Jahren gemeinsam mit meiner Frau“
Paul Recher Badegast