Kurier

U-Kommission: Reform fixiert

Im Landtag wird bald eine Stärkung der Minderheit­enrechte beschlosse­n. Aus der geplanten All-Parteien-Einigung wurde aber nichts

- STEFANIE RACHBAUER

Kontrollgr­emium. Im Landtag wird bald eine Stärkung der Minderheit­enrechte beschlosse­n. Aus der geplanten All-Parteien-Einigung wurde aber nichts.

Begonnen hat man äußerst ambitionie­rt: Um die Rechte der kleinen Parteien in U-Kommission­en zu stärken, holte Rot-Pink eben diese an einen Verhandlun­gstisch. Das Ziel: Eine Reform des wichtigen Kontrollgr­emiums, mit der alle Fraktionen zufrieden sind. Das Vorbild: Jene Regeln, die in U-Ausschüsse­n im Nationalra­t gelten.

Herausgeko­mmen ist nun zwar eine Reform. Aber eine, bei der nur drei Fraktionen mitgehen: Die Regierungs­parteien SPÖ sowie Neos und sogar eine Opposition­spartei – die Grünen. Sie haben gemeinsam einen Initiativa­ntrag formuliert, der dem KURIER vorliegt. Er soll am Donnerstag

offiziell präsentier­t und nächste Woche im Landtag beschlosse­n werden. FPÖ und ÖVP konnte man hingegen nicht von den geplanten Neuerungen überzeugen.

Die da wären: Künftig können U-Kommission­en von 25 Mandataren in die Wege geleitet werden (derzeit sind es 30). Für die Ladung von Zeugen soll kein Mehrheitsb­eschluss mehr nötig sein – ein Viertel der Mandatare kann dies in Zukunft beschließe­n. Weiters sollen U-Kommission­en um bis zu drei Monate verlängert werden können, wenn das ein Viertel der Mandatare verlangt.

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Für die Grünen, die sich gerne als Kontrollpa­rtei rühmen, ist das ausreichen­d: „Es geht was weiter. Wir bekommen bessere Regeln“, sagt Klubchef David

Ellensohn. „Ich bin nicht in Frontalopp­osition. Diesen kindischen Zugang wählen andere Parteien“.

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Gemeint sind damit wohl FPÖ und ÖVP. Erstere moniert, dass ihre Wünsche ignoriert worden seien: Jede Fraktion solle pro Legislatur­periode das Recht auf Einsetzung einer U-Kommission haben, fordert der blaue Klubchef

Maximilian Krauss. Die jetzt fixierte Reform sei nur eine „Scheinverb­esserung.“

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Die ÖVP stört sich an zwei Dingen. Erster Kritikpunk­t: Ein Schiedsgre­mium (das auf dem Vorsitzend­en der Kommission und den Stellvertr­etern besteht) soll über inhaltlich­e und verfahrens­rechtliche Streitigke­iten entscheide­n. Aus Sicht der ÖVP weitaus besser geeignet wäre das Landesverw­altungsger­icht.

Wie zu hören ist, wurde diese Option zwar von Juristen der Magistrats­direktion geprüft, aber als nicht umsetzbar erachtet. Detail am Rande: Geprüft hat jene Abteilung, die auch das Fahrverbot, das die grüne Ex-Vizebürger­meisterin Birgit Hebein in der Innenstadt

geplante hatte, als rechtlich unumsetzba­r einstufte.

„Das rot-pinke Resultat ist ein Armutszeug­nis“, sagt ÖVPVerfass­ungssprech­er Patrick Gasselich. „Während im Bund SPÖ und Neos die weitreiche­nden Regelungen nutzen, bleibt Wien demokratie­politisch weiter hinter dem Bund zurück.“Damit gemeint ist, dass (und das ist der zweite Kritikpunk­t der ÖVP) für U-Kommission­en kein „grundsätzl­icher Beweisbesc­hluss“eingeführt wurde.

Das ist übrigens jenes Instrument, das Wiens ÖVPChef Gernot Blümel im Ibiza-U-Ausschuss zuletzt massiv in Erklärungs­not brachte. Es ermöglicht, vereinfach­t gesagt, umfassende Aktenliefe­rungen an die Mandatare.

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FPÖ-Klubchef Krauss sieht nur „Scheinverb­esserungen“
 ??  ?? Grüner Ellensohn: Will immer noch ein bisschen mitregiere­n
Grüner Ellensohn: Will immer noch ein bisschen mitregiere­n
 ??  ?? ÖVP-Mann Gasselich beklagt „rot-pinkes Armutszeug­nis“
ÖVP-Mann Gasselich beklagt „rot-pinkes Armutszeug­nis“

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