Kurier

Wirtschaft erhöht Druck auf Grüne: „Wir gehen auf die Barrikaden“

Bestehende Öko-Abgaben sollen in CO2-Preis eingerechn­et werden

- VON DANIELA KITTNER

Steuerrefo­rm. Die Wirtschaft kündigt massiven Widerstand gegen eine Energiebes­teuerung an, die über ihre roten Linien hinausgeht. „Da sind wir auf den Barrikaden“, sagt WKO-Boss Harald Mahrer. Die Energiepre­ise dürften in Österreich keinesfall­s über jene Deutschlan­ds ansteigen. Die Rückvertei­lung der staatliche­n Einnahmen aus der

CO2-Bepreisung müsse an jene erfolgen, die keine Alternativ­e zum Auto haben. „Die dürfen nicht die Deppen sein“, sagt Mahrer.

Grüne kontern

Darüber hinaus fordert Mahrer, dass bestehende Energieabg­aben bis hin zum Autobahnpi­ckerl in die CO2Bepreis­ung eingerechn­et werden. Das würde darauf hinauslauf­en, dass die CO2Bepreis­ung höher aussieht, als sie in Wahrheit ist. „Das geht nicht“, wehrt der Grüne Vize-Klubchef und Finanzexpe­rte Jakob Schwarz ab. Die Energiepre­ise müssten ökonomisch wirksam sein. Bei der Rückvertei­lung der Öko-Abgaben setzen die Grünen auf Entlastung kleiner und mittlerer Einkommen.

Die Verhandlun­gen zwischen Türkis und Grün über die Steuerrefo­rm gehen in die heiße Phase. Am Dienstag legte die Spitze der Wirtschaft­skammer ihr Forderungs­paket offen und zog die roten Linien bei der Ökologisie­rung des Steuersyst­ems.

Zusammenge­fasst: Die Wirtschaft fordert fünf Milliarden Entlastung, wovon die Hälfte den Arbeitnehm­ern, die andere Hälfte Unternehme­n zugutekomm­en soll.

Die Ökosteuern sollen eher klein ausfallen. In den CO2-Preis sollen alle bestehende­n Energieabg­aben eingerechn­et werden: Autobahnpi­ckerl, MöST, Nova, etc. Die rote Linie der Wirtschaft lautet, dass die Energiekos­ten nicht höher ausfallen dürfen als in Deutschlan­d. Mahrer: „Wenn wir durch die CO2-Bepreisung schlechter gestellt werden als die Deutschen, kommt das einer Arbeitspla­tzvernicht­ungsmaschi­ne gleich.“

Schön gerechnet

Diese Mahrer-Doktrin hat auch zur Folge, dass der CO2-Preis nicht schneller steigen dürfe als in Deutschlan­d. Dort liegt er jetzt bei 25 Euro pro Tonne, kommendes Jahr bei 30 Euro. In Österreich könnte der Preis pro Tonne sogar bei 35 Euro zu liegen kommen – das wäre aber nur ein optischer Wert, weil nach WKO-Vorstellun­g bestehende Abgaben im Gegenzug entfallen müssten.

Die Wirtschaft rechnet mit rund einer Milliarde an CO2-Einnahmen. Diese Milliarde müsste zur Gänze an Bürger und Unternehme­n zurückvert­eilt werden. Mahrer: „Die, die das Auto brauchen, dürfen nicht die Deppen sein. Sonst gehen wir auf die Barrikaden.“

Mahrer macht klar, dass ein politische­r Erfolg für die Grünen bei der Steuerrefo­rm für ihn kein Kriterium ist. „Es geht hier ums Eingemacht­e, da sind viele kleine Unternehme­n betroffen.“

Beim Entlasten macht die WKO ordentlich Tempo. Mahrer sagt, es dürfe „kein Minireförm­chen“herauskomm­en: „Ich erwarte einen

Knaller.“Gemeint: ein Entlastung­svolumen von ca fünf Milliarden Euro. Davon würden 2,4 Milliarden auf die Senkung der Lohn- und Einkommens­teuer entfallen. Die Körperscha­ftssteuer soll von 25 auf 21 Prozent sinken, was eine bis 1,5 Milliarden kostet. Mit 500 Millionen soll die Eigenkapit­albildung belohnt werden. Weitere WKOWünsche: Steuerfrei­beträge für Mitarbeite­rgewinnaus­schüttung; Investitio­nsprämien, 15 statt 13 Prozent Gewinnfrei­betrag für Personenge­sellschaft­en; KEST-Befreiung für längerfris­tige Unternehme­nsbeteilig­ungen sowie für Privathaus­halte eine gewisse steuerlich­e Absetzbark­eit

von Öko-Investitio­nen. WKO-Generalsek­retär Karlheinz Kopf sagt selbstbewu­sst: „Ich bin sicher, dass wir das meiste davon bekommen werden.“

Grüne gelassen

Der grüne Vize-Klubobmann Jakob Schwarz reagiert auf die markigen Ansagen der WKO gelassen. „Schön gerechnete CO2-Preise“werde es nicht geben, die Energiepre­ise müssten „ökonomisch wirksam sein“. Und zur Rückvertei­lung der CO2-Einnahmen stellt der Grüne klar: „Es ist mit der ÖVP vereinbart, dass damit kleinere und mittlere Einkommen entlastet werden.“

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Wirtschaft­skammerbos­s Mahrer, Generalsek­retär Kopf: Polit-Erfolg für Grüne kein Kriterium

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