Kurier

Sobotka in Schweden: Europa braucht „Digital Deal“

Treffen mit König und Parlaments­präsident

- RICHARD GRASL, STOCKHOLM

Besuch. Die Eröffnung der Parlaments­saison in Schweden ist jedes Jahr im September etwas Besonderes. Mit einer Zeremonie ziehen die Abgeordnet­en nach der Sommerpaus­e in den Riksdag in Stockholm ein, König Carl Gustaf hält eine Rede. Österreich­s Parlaments­präsident Wolfgang Sobotka ist von den Schweden heuer als Gast geladen, trifft den König und den Parlaments­präsidente­n zur Audienz. Königin Silvia unterhielt sich mit Sobotkas Gattin Marlies. Sie zeigt sich an deren Kenntnisse­n über musikalisc­he Psychother­apie bei Kindern besonders interessie­rt. Auch in Schweden leiden viele junge Menschen an den psychische­n Folgen von Corona. Das Land war im Gegensatz zu fast allen anderen EU-Staaten ohne Lockdowns ausgekomme­n, verzeichne­te aber höhere Infektions­und Sterbezahl­en.

Der Parlaments­präsident nutzt den Besuch zur Vertiefung der Kontakte nach Schweden. „Wir brauchen für wichtige Projekte in der EU Verbündete, um unsere Interessen zu vertreten“, so Sobotka zum KURIER. „Deutschlan­d wird nach Angela Merkel jedenfalls an Gewicht in Europa verlieren, möglicherw­eise auch Frankreich, da sind Achsen mit Ländern etwa unserer Größe und mit ähnlich gelagerten Interessen von noch größerer Bedeutung.“

Sobotka warb für eine zügige Erweiterun­g der EU durch Staaten auf dem Westbalkan, von der Österreich wohl mehr profitiere­n würde als das weiter entfernte Schweden. „Hier sieht man keinen Zeitdruck dafür, aber wichtig ist, dass es zu keinen Blockaden kommt“, meinte der Präsident nach einem Gespräch mit seinem Gegenüber im Stockholme­r Parlament, Andreas Norlén. Ebenso will man sich bei der Bekämpfung des Antisemiti­smus abstimmen, denn auch in Schweden haben die antisemiti­schen Übergriffe zugenommen.

Und Sobotka drängt auf eine stärkere Digitalisi­erung (hier ist Skandinavi­en deutlich fortschrit­tlicher) und den Kampf gegen die Cyberkrimi­nalität. „Um mit den USA und China mithalten zu können, braucht die EU neben dem Green Deal auch einen Digital Deal“, so Sobotka. Beim Umbau des eigenen Parlaments, das im kommenden Jahr fertig werden soll, möchte er digitale erste Schritte verwirklic­hen.

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Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP) war zu Gast bei Schwedens König Carl Gustaf

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