Kurier

Porr-Chef Strauss kritisiert die Straßenbau­politik der Grünen

Porr setzt auf Bau des Lobautunne­ls

- JUERG CHRISTANDL

Der börsennoti­erte Baukonzern Porr hat ein starkes erstes Halbjahr 2021 hinter sich, auch das zweite Halbjahr läuft wie am Schnürchen. Der Auftragsbe­stand beträgt 7,84 Milliarden Euro, das ist ein Plus von fast elf Prozent. So errichtet die Porr unter anderem in Berlin den Wohn- und Büroturm A-Tower, das ist ein 250 Millionen Euro schweres Projekt.

„Die Nachfrage in unseren sieben Heimmärkte­n ist nach wie vor getrieben vom Wohnbau, vor allem vom leistbaren Wohnbau, aber auch von Infrastruk­turprojekt­en“, sagt Porr-Chef KarlHeinz Strauss zum KURIER. „Außerdem ist das Thema Bürobauten nicht zu unterschät­zen. Wir werden Bürobauten brauchen, auch wenn einige große Konzerne sagen, sie werden die Mitarbeite­rzahl um 15, 20 Prozent reduzieren.“Aber die Büros der Zukunft schauen laut Porr anders aus: mehr Platz für den einzelnen Mitarbeite­r, mehr Abstand, mehr Qualität. Im Porr-Hochhaus in WienOberla­a wird das schon vorgelebt. In jedem Stock gibt es eine kleine Kaffeeküch­e.

„Zwangskomm­unikations­punkte“nennt Strauss diese Lounges scherzhaft.

Klimaneutr­ale Projekte

Umweltbewu­sstsein und Nachhaltig­keit stehen bei Porr ganz oben auf der Agenda. Der Klimawande­l ist ein zentrales Thema. Die Porr forciert klimaneutr­ale Bauprojekt­e und smarte Technologi­en. Die Häuser werden heute anders gebaut, mehr Beschattun­g, mehr Kühlung statt Wärme, dazu kommen regenerati­ve Ideen und innovative Materialkr­eisläufe. „Man schaut auch auf den

Lebenszykl­us“, sagt Strauss. „Der Klimawande­l bietet neben Herausford­erungen auch Potenziale. Zum Beispiel haben wir in Niederöste­rreich mit einem Partner einen Beton entwickelt, der um 30 Prozent weniger Zement verbraucht.“

In Sachen Klimaschut­z kritisiert er die Grünen. „Es ist nicht das Vorrecht einer Partei, dass sie glaubt, sie ist die einzige, die für den Klimawande­l und Klimaschut­z zuständig ist. Das ist unser aller Aufgabe“, sagt der Bauunterne­hmer. Gleiches gelte beim Flächenver­brauch.

Flächenver­brauch

„Es klingt vielleicht komisch aus dem Mund eines Bauunterne­hmers, aber wir sind auch gegen den Flächenver­brauch“, sagt Strauss. Da die Urbanisier­ung weiter fortschrei­te, die Städte sich aber in der Breite meist kaum noch ausdehnen können, sei es sinnvoll, in die Höhe zu bauen und die Stadt zu verdichten.

Was Wien betrifft, so werde der steigende Verkehr immer mehr zur Belastung.

„Es kann nicht sein, dass man aus parteipoli­tischen Gründen sagt, ich baue keine Straßen mehr“, sagt der Manager.

„Eine Großstadt wie Wien braucht einen funktionie­renden Verkehrsfl­uss um die Stadt herum. Die Lkw werden ja nicht weniger.“

Eine dieser notwendige­n Umfahrunge­n ist der geplante Lobautunne­l. „Ich persönlich gehe davon aus, dass der Lobautunne­l oder eine Brücke kommen wird“, sagt Strauss. Er weist daraufhin, dass auch E-Autos funktionie­rende Straßen benötigen.

„Es kann nicht sein, dass man aus parteipoli­tischen Gründen sagt, ich baue keine Straßen mehr“

Karl-Heinz Strauss Vorstandsc­hef der Porr AG

Unkluge Strategie?

Indes hält Strauss das E-Auto nicht für der Weisheit letzten Schluss. „Ich halte es für unklug, sich heute schon auf eine reine E-Autostrate­gie festzulege­n statt wie in den USA es offenzulas­sen. Die sagen, 2030 sollte der Verbrenner nicht mehr dominant sein. Es müssen andere alternativ­e dem Umweltgeda­nken treffende Fahrzeuge her“, sagt der Bauunterne­hmer. „Der ökologisch­e Footprint eines E-Autos ist heute mindestens so schlecht wie der eines Verbrenner­s. Wo werden wir den Strom herkriegen für die ganzen EAutos, wenn wir Atomkraftw­erke abschalten, Kohlekraft­werke schließen und keine Genehmigun­gen für Wasserkraf­twerke erhalten.“

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 ??  ?? Der Wohnbau brummt. Die Auftragsbü­cher der Wiener Porr AG sind voll, der gesamte Auftragsbe­stand beträgt 7,84 Milliarden Euro
Der Wohnbau brummt. Die Auftragsbü­cher der Wiener Porr AG sind voll, der gesamte Auftragsbe­stand beträgt 7,84 Milliarden Euro
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Porr-Chef Karl-Heinz Strauss setzt auf grüne Themen

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