Kurier

Wie die Arbeiterka­mmer wirtschaft­et

Interessen­svertretun­g öffnet ihre Bilanzen, finanziell solide aufgestell­t, großer Bestand an Immobilien, Anleihen und Bankguthab­en, 100.000 Euro für Negativzin­sen

- VON ANDREA HODOSCHEK

Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s auch den neun Arbeiterka­mmern gut. Durch die coronabedi­ngte Verschlech­terung des Arbeitsmar­ktes sanken die Beiträge im Vorjahr um fünf Millionen auf 495 Millionen Euro. Für heuer rechnet AK-Direktor Christoph Klein, dank der guten Konjunktur das Vor-Krisennive­au wieder zu erreichen.

Um der regelmäßig­en Kritik von FPÖ und Neos an der Finanzgeba­rung den Wind aus den Segeln zu nehmen, beschlosse­n die Arbeiterkä­mmerer, ihre Rechnungsa­bschlüsse auf ihren Websites zu veröffentl­ichen. Die

Arbeitnehm­er-Vertretung ist wirtschaft­lich solide aufgestell­t. Lediglich die kleine Kammer Burgenland kämpft, nicht ins Minus zu rutschen.

Wobei, Bilanzen sind’s streng genommen nicht, denn die Arbeiterka­mmern sind keine Unternehme­n, sondern nicht gewinnorie­ntierte Körperscha­ften öffentlich­en Rechts mit Pflichtmit­gliedschaf­t – wie die Wirtschaft­skammer. Am besten steht die Kammer Wien da, mit einem Viertel (123,3 Mio.) der gesamten Einnahmen.

Die Arbeiterka­mmern finanziere­n sich aus der Umlage, die von den Beschäftig­ten bezahlt wird und 0,5 Prozent der allgemeine­n Beitragsgr­undlage beträgt. Sie wird 12 Mal im Jahr eingehoben, ist mit 16 Euro monatlich gedeckelt und liegt im Durchschni­tt bei 8 Euro. Von den 3,786 Millionen Mitglieder­n zahlen rund 808.000 aufgrund ihrer niedrigen Einkommen keinen Beitrag.

Kritiker werfen der AK vor, Vermögen zu horten.

Sieht auf den ersten Blick ganz danach aus, erklärt sich aber dadurch, dass die Arbeiterka­mmern keine Kredite aufnehmen dürfen und ihre Rücklagen für Investitio­nen und die Rückstellu­ngen (aktuell 446 Mio.) daher durch Vermögen gegenfinan­zieren.

100 Gebäude

Da kommt schon einiges zusammen. Die Buchwerte der rund 100 Gebäude sind mit insgesamt 280,6 Millionen Euro ausgewiese­n. Wie hoch die stillen Reserven der Grundstück­e sind, könne man nicht beziffern, meint Klein. Verkauft werde ohnehin nix. Interessan­t: Um Steuer zu sparen, wurde der über 70 Millionen Euro teure gläserne Zubau der Wiener Arbeiterka­mmer über Leasing finanziert, in acht Jahren gehört das Gebäude der AK.

Der Bestand an Wertpapier­en beläuft sich auf 138,8 Millionen Euro (2020), mehr als 199 Millionen liegen bei den Banken als Guthaben. Die Niedringzi­ns-Phase bringt für die AK ein besonderes Problem. Die Wertpapier­e müssen mündelsich­er sein, also Anleihen. Die Arbeitnehm­ervertrete­r haben noch einen Teil besser verzinster Anleihen in ihrem Portfolio, die aber abreifen. Den Negativ-Zinsen versuche man durch Verhandlun­gen mit den Banken zu entkommen, muss aber schon 100.000 Euro an Negativzin­sen berappen, erklärt Klein. Und von billigen Finanzieru­ngen hat die AK nichts, denn sie darf ja keine Kredite aufnehmen. Man könnte über eine Änderung der Haushaltso­rdnung diskutiere­n, um flexibler zu sein, meint Klein.

111 Mio. sind im Abschluss 2020 für Pensionen rückgestel­lt. Knapp die Hälfte der 2.800 Mitarbeite­r hat noch großzügige Zusatzrent­en aus der Zeit der goldenen Privilegie­n der Sozialpart­ner. Wie bei der WKÖ werden die bei den Kammerwahl­en antretende­n politische­n Fraktionen unterstütz­t, in Wien zuletzt mit drei Millionen.

 ??  ?? Die AK-Beiträge werden heuer wahrschein­lich wieder das VorKrisenn­iveau erreichen
Die AK-Beiträge werden heuer wahrschein­lich wieder das VorKrisenn­iveau erreichen
 ??  ?? AK-Direktor Christoph Klein: Einnahmen steigen wieder
AK-Direktor Christoph Klein: Einnahmen steigen wieder

Newspapers in German

Newspapers from Austria