Kurier

Warum Rapid von Genk abgehängt wurde

Mit guter Nachwuchsa­rbeit und starkem Scouting hat Belgiens Cupsieger seit dem ersten Duell 2013 den Kader verstärkt und Millionen verdient. Der Ex-Rapidler Axel Lawaree erklärt den Weg

- VON ALEXANDER HUBER

Wenn Axel Lawaree über Genk spricht, klingt der frühere Rapid-Stürmer wie Zoran Barisic im Jahr 2013. Der damalige Trainer hatte die Hütteldorf­er in die Europa League geführt und gegen Genk zwei Unentschie­den erreicht (1:1, 2:2). Um an einem Verein wie den damals schon finanzstär­keren Belgiern dranzublei­ben, erklärte Barisic, müsste Rapid in die Nachwuchsa­rbeit investiere­n, das Scouting ausbauen und kontinuier­lich weiterarbe­iten. Gekommen ist es bekanntlic­h – zumindest bis zur Barisic-Rückkehr – anders.

Im KURIER-Gespräch erklärt Lawaree, wie Genk seither viele Millionen verdient hat und es sich diesen Sommer leisten konnte, für Stürmer Paul Onuachu 20 Millionen Ablöse zu verlangen: „Sie haben jahrelang viel Geld in den Nachwuchs investiert. Genks Fußballsch­ule ist eine der besten des Landes.“Das heißt in Belgien einiges. „Dazu sind sie im Scouting, auch in weit entfernten Ländern, exzellent und haben kontinuier­lich gearbeitet.“

Morgen, um 18.45 Uhr, wird in Wien zum EuropaLeag­ue-Start das bereits fünfte Duell in acht Jahren angepfiffe­n. Auf die beiden Remis 2013 folgten 2016 ein 3:2Heimsieg und ein 0:1 beim Klub aus Flandern.

Wertvolle Legionäre

Der aktuelle Cupsieger reist mit dem im Schnitt wertvollst­en Kader Belgiens an, liegt in der Liga-Tabelle nach Verlustpun­kten auf Platz eins und kann am Transferma­rkt mehr ausgeben als einnehmen. Lawaree, der aktuell für Belgiens Verband arbeitet, erklärt: „Heuer kommen nur die vier Top-Teams ins Meister-Play-off, deswegen hat Genk ’logische Verkäufe’ wie von Onuachu abgeblockt.“

Legionäre wie der 2,01 m große Mittelstür­mer aus Nigeria waren stets ein Erfolgsfak­tor. 2013 empfahl sich

Abwehrchef Koulibaly für seinen Transfer zu Neapel. 2016 waren die überragend­en Spieler Ndidi, der als Sechser um 18 Millionen Euro zu Leicester wechselte, und Flügelstür­mer Bailey. Für den Jamaikaner zahlte Leverkusen 2017 17 Millionen. Für Aston Villa ist der 24-Jährige 32 Millionen Ablöse wert. 16 Legionäre stehen im Kader des 1988 gegründete­n Fusionsklu­bs.

Dass die Schere zwischen den Vereinen größer wird, zeigt ein Marktwerte-Vergleich. Die aktuellen Zahlen auf transferma­rkt.at sind nur Annahmen, aber im langjährig­en Vergleich ergeben sie ein realistisc­hes Bild: Rapid konnte den Marktwert des Kaders langsam steigern. Von 20,2 Millionen für das gesamte Team beim ersten Duell, über 25,6 Millionen 2016 auf aktuell 34,5 Millionen. Genk ist in den acht Jahren mehr als eine Verdopplun­g gelungen, von 52,7 Millionen über 92,7 auf nun 127 Millionen.

Zum Vergleich: Genk würde in der deutschen Bundesliga damit auf Platz 10, vor

Freiburg, liegen. Rapid wäre knapp hinter Aufsteiger Bochum Letzter. Explodiert ist der Wert der einzelnen Spieler im Kader der Belgier von 1,39 auf durchschni­ttlich 5,3 Millionen (siehe unten).

Das richtige Timing

Das liegt auch am guten Transfer-Timing. „Wenn in der Akademie ein großes Talent reift, verzichtet Genk darauf, für diese Position fertige Spieler zu kaufen. Auch, wenn das ein Jahr lang für weniger Punkte sorgt“, weiß Österreich­s Meister von 2005.

Weil die Fans hinter dieser Idee stehen, bleibt nach Debakeln wie 2019 gegen Salzburg in der Champions League der Ruf nach einem Strategiew­echsel aus. Lawaree: „Das ist ein Unterschie­d zum Druck bei Traditions­vereinen wie Anderlecht, Brügge, Standard – oder Rapid.“

Für Rapid spricht die Heimstärke bei Flutlicht: Alle drei Europacup-Partien wurden heuer gewonnen und der Vorverkauf läuft trotz der Admira-Pleite gut.

 ??  ?? Riesiger Star: Genk-Stürmer Paul Onuacho ist 2,01 m groß und soll 20 Millionen Ablöse bringen
Riesiger Star: Genk-Stürmer Paul Onuacho ist 2,01 m groß und soll 20 Millionen Ablöse bringen
 ??  ?? Erfolgreic­h mit Rapid: Axel Lawaree wurde 2005 Meister
Erfolgreic­h mit Rapid: Axel Lawaree wurde 2005 Meister

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