Kurier

Die Rechte der Menschen: Wenn Frauen verschwind­en

Die Lage der Frauen in Afghanista­n und die Menschenre­chte

- LILIANE ZILLNER

Frauen verschwind­en. Wie ihr Lächeln auf den Plakaten verschwind­en ihre Augen hinter Stoffgitte­rn der Burkanetze. Dann verschwind­en Sie aus den Stadtbilde­rn. Amerika verneint für ein Land zu kämpfen, das nicht für sich selbst kämpfen möchte. Unter den 180.000 Soldaten des afghanisch­en Militärs befanden sich lediglich 900 Frauen. Folglich desertiert­en vorwiegend Männer.

Sind Frauen Teil der Taliban? Kriege und Diskurse werden von Männern geführt. Frauen verschwind­en.

Die Gründung der UNO

1945 ist Paradigmen­wechseln der Weltgeschi­chte und verbot völkerrech­tlich erstmals den zwischenst­aatlichen Krieg. Seitdem kann ein Aggressor-Staat laut Artikel 42 nach Beschluss des Sicherheit­srats militärisc­h zurückgedr­ängt werden. Erfolgreic­h wurde so Saddam Hussein 1990 nach dessen Einmarsch in Kuwait vertrieben. Die Spielregel­n hatten sich geändert.

Heute sind die Menschenre­chte das einzige universell anerkannte Wertesyste­m weltweit. Durch Konstituti­on der „Responsibi­lity to Protect“2005 erhielt die internatio­nale Gemeinscha­ft die legale Grundlage, bei Missachtun­g der Menschenre­chte in innerstaat­liche Angelegenh­eiten einzugreif­en.

Schon morgen könnte das „Recht auf Leben“das entscheide­nde Instrument zur Beendigung der Klimakrise stellen. Zunehmend treffen Sammelklag­en am EuGH ein und erzwingen das Handeln der Regierunge­n. Ultimativ wären die Menschenre­chte unsere stärkste Waffe gegen den Lobbyismus, die kardinale Schwäche der Demokratie, wenn diese die Erdölindus­trie in ihre gesunden Bahnen zwängen und Global Player veranlasst­en ihren gebührende­n Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten.

Aktuelle Debatte ist, inwiefern in innerstaat­liche Angelegenh­eiten eingegriff­en werden soll. Nach Boykottier­ung der Hilfsgüter­versorgung 1992 wurden 200.000 Somali vor dem Hungertod gerettet, erzählt Prof. Manfred Nowak. Nach spektakulä­rer Ermordung

von 18 Amerikaner­n sollte, so Bill Clinton, kein weiterer für ausländisc­he Interventi­onen sterben. Die Genozide in Ruanda, ca. 1 Million Tote, und Srebrenica, ca. 8.000 Tote, wurden diesen Grundsätze­n folgend nicht verhindert. Positives Beispiel der von der UNO autorisier­ten humanitäre­n Interventi­onen ist jene in Osttimor, welche den Guerilla-Krieg 1999 beendete und freie Wahlen ermöglicht­e. Das Recht auf Selbstvert­eidigung der UNO-Satzung legitimier­te die USA, nach dem 11. September 2001 in Afghanista­n einzumarsc­hieren, um Osama Bin Laden zu verfolgen. Das Mindestmaß an internatio­naler Solidaritä­t verlangt, all jene in Sicherheit zu bringen, die sich für die Menschenre­chte und das „Nation Building“eingesetzt haben, so Nowak. Anderenfal­ls verstummte­n die Fürspreche­r der Rechte der Menschen.

Unterlasse­ne Hilfeleist­ung ist strafbar. Schuldig zu sprechen sind wir alle. Frauen verschwind­en. Sie verschwind­en aus den Straßen und die Bücher werden vor ihnen verschloss­en. Während wir noch lesen, verschwind­en sie aus der Welt.

*** Liliane Zillner ist Schauspiel­erin und Medizinstu­dentin.

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Eine verborgene Zukunft hinter dem Schleier für die Frauen in Afghanista­n
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