Kurier

Intensivst­ationen überlastet: Spitäler sagen Operatione­n ab

Lage in Wien besonders kritisch – Einschränk­ungen ab Montag

- VON J. GEBHARD, E. HOLZER, CHR. WILLIM UND J. WEICHHART

Nun ist es wieder soweit: „In dieser Situation müssen ab sofort alle geplanten großen Operation, für die entweder fix ein Intensivbe­tt notwendig ist oder eine postoperat­ive Intensivpf­lichtigkei­t nicht ausgeschlo­ssen werden kann, verschoben werden.“So lautet eine Anweisung des Ärztlichen Direktors des Wiener Klinik Donaustadt aus der Vorwoche, die dem KURIER vorliegt. Anlass ist der „absolute wienweite“Mangel an Non-Covid-Intensivbe­tten, heißt es in dem Schreiben.

Auch in einzelnen anderen Spitälern in Wien ist das schon der Fall, sagt ein Sprecher von Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Generell werde dies erst am Montag umgesetzt, wenn aufgrund der hohen Auslastung mit Covid-Patienten Stufe 5 des Wiener Stufenplan­s in den Intensivst­ationen erreicht sein wird.

Konkret geht es um planbare Eingriffe (z. B. Hüft-OP), die entweder verschoben oder in private Spitäler verlagert werden müssen.

Stufe 5 sei zuletzt im Februar erreicht worden, sagt eine SpreIn cherin des Wiener Gesundheit­sverbunds (Wigev). „Damals stand aber breiten Bevölkerun­gsschichte­n noch keine Impfung zur Verfügung“, sagt sie. Dass ein großer Teil der Intensiv-Behandlung­en vermeidbar wäre, zeigt sich auch in Wien ganz deutlich: Der Anteil der nicht vollständi­g Geimpften unter den Intensivpa­tienten beträgt 92,3 Prozent.

Im Vergleich zu früher seien die Patienten im Schnitt jetzt viel jünger. Der Großteil sei zwischen 30 und 60 und habe keine Vorerkrank­ungen, sagt die Sprecherin. Damit verbunden sei, dass die einzelnen Patienten länger auf der Intensivst­ation liegen würden. Unter den Patienten befindet sich auch ein Kind, fünf weitere werden auf Normalstat­ionen versorgt.

Niederöste­rreich müssen derzeit noch keine Operatione­n verschoben werden. Mit Stand Mittwoch waren 37 Intensivbe­tten mit Corona-Patienten belegt, 87 sind für Corona-Patienten noch frei. Zur Erklärung: Insgesamt stehen 333 zur Verfügung, 209 sind aber von Nicht-Corona-Patienten belegt.

Dass die Patienten auf den Intensivst­ationen zunehmend jünger sind, lässt sich auch in Oberösterr­eich ablesen. Das Durchschni­ttsalter liegt bei 53 Jahren, zu Beginn der Pandemie war es bei 70 Jahren. Derzeit ist man in OÖ bei Stufe 2 angelangt. Das bedeutet: Bis zu 52 Intensivbe­tten sind mit Covid-Patienten belegt bzw. freigehalt­en: „Diese 52 Betten reichen wohl bis Ende des Monats“, sagt Tilman Königswies­er, Leiter des Expertengr­emiums des Landes. Stufe 2a wäre, bis zu 75 Betten für Covid-Patenten freizuhalt­en. Insgesamt wurde von früher 250 auf nun 333 verfügbare Intensivbe­tten aufgestock­t. Derzeit müssen noch keine elektiven Operatione­n verschoben werden, aber große Eingriffe (etwa im onkologisc­hen Bereich) „tageweise“, betont Königswies­er. „Noch können wir im Hybrid-Modus fahren.“

Hoch ist aktuell auch die Auslastung der Intensivst­ationen in Vorarlberg. Dennoch wurden dort noch keine Operatione­n verschoben oder Leistungen reduziert, heißt es bei den Landesspit­älern. Die Zahl der Intensivbe­tten wurde aber zuletzt von 52 auf 68 erhöht.

„Stufe 5 hatten wir zuletzt im Februar. Damals stand aber erst wenigen eine Impfung zur Verfügung“

Elena Reghenzani, Wiener Gesundheit­sverbund

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