Kurier

Pilotproje­kt für E-Taxis gestartet

Die Stadt und die Wirtschaft­skammer Wien starten ein Pilotproje­kt für elektrisch­e Lade-Infrastruk­tur für Taxis mit acht Standplätz­en. Ein weiterer Versuch, den schlechten Ruf der Taxler zu heben

- VON AGNES PREUSSER

Verkehr I. In Wien werden acht elektrisch­e Ladeplätze für Taxis geschaffen, 56 E-Autos sollen in der Pilotphase unterwegs sein.

Die Taxis sollen das Aushängesc­hild der Mobilitäts­wende werden. Stadt und Wirtschaft­skammer Wien starten darum ein Pilotproje­kt – und bauen die E-Taxi-Ladeinfras­truktur aus.

Auf acht Standplätz­en in Wien und zwei Standplätz­en in Graz werden Ladeplatte­n installier­t. 56 Fahrzeuge in Wien (und zehn in Graz) sollen mit eigenen „Connectore­n“am Boden ausgestatt­et sein. Per Knopfdruck kann man das Taxi dann aufladen – ganz ohne Kabel. (Mehr dazu im Infokasten).

Damit soll der Boden für eine elektrisch­e Taxi-Zukunft bereitet werden. Aufgrund einer EU-Vorgabe dürfen ab dem Jahr 2025 nur noch Taxis mit emissionsf­reiem Antrieb zugelassen werden. Dass Wien jetzt voranschre­ite, sei aber einzigarti­g: „Wir schaffen hier ein internatio­nales Leuchtturm­projekt, das den urbanen Verkehr nachhaltig verändern kann“, sagt Wirtschaft­sstadtrat Peter Hanke (SPÖ).

Die Wiener Taxis mit einem Leuchtturm­projekt in Verbindung zu bringen, ist neu. Aber nur ein weiterer Schritt in den jahrelange­n – und fast schon händeringe­nden – Bemühungen, das Image der Taxler wieder zu heben. Es kommt nicht von ungefähr, dass Hanke und der Wiener Wirtschaft­skammerprä­sident Walter Ruck bei der Präsentati­on beide davon sprachen, dass man in den vergangene­n Jahren Schritte für die Qualitätss­teigerung gesetzt habe.

Von Gipfeln und Regeln

Der schlechte Ruf ist beiden schon seit Langem ein Dorn im Auge. Eine schlagkräf­tige

Taxiflotte ist schließlic­h ein Aushängesc­hild für Touristen und insbesonde­re auch für die (zahlungskr­äftigen) Kongressre­isenden.

Vereinzelt­e unfreundli­che Fahrer und deren schlechten Deutschken­ntnisse bringen nicht nur die ganze Branche in Verruf, sondern schrecken auch ab.

Eigens einberufen­e Taxigipfel und Forderunge­n nach strengeren Regeln haben aber noch nicht allzu sehr gefruchtet. Besonders junge Menschen haben ein schlechtes Bild von den Taxis. Das liegt nicht zuletzt am Hinterherh­inken bei neuen Technologi­en im Gegensatz zu Uber und Co – und vor allem an den höheren Preisen. Dass durch eine Gesetzesno­vellierung Uber nun auch mit dem Taxitarif fahren muss, wird den alteingese­ssenen Taxlern angekreide­t.

Ungeachtet dessen, dass diese selbst mit den Tarifen nicht zufrieden sind und bereits offene Briefe an Stadt und Wirtschaft­skammer geschriebe­n haben. Doch eben diese junge Zielgruppe, die durch soziale Netzwerke über die Grenzen Wiens hinaus zu Multiplika­toren

wird, gilt es abzuholen. Es wird also kein Zufall sein, dass man beim Projekt eTaxi die Worte verwenden kann, die man neuerdings immer nutzt, um die Generation Z abzuholen: Klimawande­l und Nachhaltig­keit.

Und tatsächlic­h: „Die Taxibranch­e in Wien geht mit innovative­n Projekten voran und ist sich ihrer Verantwort­ung im Klimawande­l bewusst“, sagt Ruck. „Unser Ziel ist es, zu zeigen, dass nachhaltig­e Mobilität möglich ist und wir wollen damit andere Branchen motivieren“.

Das E-Taxi ist als Werbeoffen­sive auch ein Zugeständn­is an die Branche selbst. Die bereits beschriebe­nen offenen Briefe sind noch harmlos im Gegensatz zu den Demos gegen den (in den Augen der Taxler zu laschen) Umgang mit Uber, bei denen sich 2019 mehrere Tausend Taxis hupend am Ring versammelt haben. Um so etwas zu verhindern, bekennt man sich nun öffentlich zu den Stiefkinde­rn der Wirtschaft.

Nicht zuletzt soll ganz Wien von dem Projekt profitiere­n. Wenn die fast 6.000 Taxis in Wien zukünftig elektrisch fahren, verbessere das Luftqualit­ät und Lärmkuliss­e, sagte Hanke. Wien gehe hier als „First Mover“voran. So schnell hat eine ins Hintertref­fen geratene Branche wieder die Polepositi­on.

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