Kurier

Die langen Nachwehen der BVT-Affäre

Das BVT ist bereits Geschichte, aber die Korruption­sfälle beschäftig­en Justiz und Politik. Nach der Hausdurchs­uchung bei Ex-FPÖ-Mandatar Jenewein wird der oberste Kriminalis­t Andreas Holzer attackiert

- VON IDA METZGER

Es passierte am Samstag um 9.33 Uhr am Parkplatz vor einem Supermarkt. Ex-FPÖMandata­r Hans Jörg Jenewein verstaute den Wochenende­inkauf im Auto, als drei Polizeierm­ittler auftauchte­n und ihm eine Anordnung zur Hausdurchs­uchung zeigten.

Die Hausdurchs­uchung bei dem ehemaligen blauen Abgeordnet­en ist ein neuer Höhepunkt einer Affäre rund um das nicht mehr existente Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (kurz BVT). Bekannt wurde die Causa schon im Frühjahr – allerdings nahm die Öffentlich­keit die Ermittlung­en rund um das BVT kaum wahr, weil die Chataffäre­n dominierte­n.

Worum geht’s in der komplexen Causa? Einem ehemaligen IT-Techniker namens Anton H. wird vorgeworfe­n, zahlreiche Smartphone­s von hochrangig­en Beamten im Innenminis­terium und angeblich sogar von Ministern abgesaugt zu haben, nachdem ihm diese zur Reparatur vorgelegt worden waren.

Datendiebs­tahl

Der Verdächtig­e H. stand in engem Kontakt zu einem ehemaligen BVT-Beamten O., der politisch bestens vernetzt war, beispielsw­eise mit Jenewein, aber auch mit anderen Abgeordnet­en von den Neos und der SPÖ soll er in Kontakt gewesen sein. Die Staatsanwa­ltschaft Wien ermittelt gegen O., weil dieser Informatio­nen verkauft haben soll. Den Datendiebs­tahl am Smartphone soll der IT-Techniker durchgefüh­rt haben. Als am Handy des Ex-BVT-Beamten O. Chats mit Jenewein und anderen Abgeordnet­en gefunden wurden – kam Jenewein wegen Anstiftung zum Amtsgeheim­nisverrat ins Visier der Justiz. Er bestreitet den Vorwurf.

Eine Anordnung zur Hausdurchs­uchung zu bekommen, war für die Staatsanwa­ltschaft bei Jenewein aussichtsr­eich, denn Jenewein genießt als Ex-Abgeordnet­er keine Immunität mehr. Was die Staatsanwä­lte allerdings übersehen haben dürften; Jenewein ist schon seit 2001 immer wieder journalist­isch tätig. Deswegen hat das Gericht nun seine elektronis­chen Geräte versiegeln lassen. Jenewein selbst ortet einen Racheakt der Türkisen (siehe Interview rechts). Als Handlanger der Türkisen wird hier Andreas Holzer, der Chef des Bundeskrim­inalamts, genannt. Der grüne Abgeordnet­e David Stögmüller hat nun eine parlamenta­rische Anfrage gemacht, weil Holzer eine Telefonübe­rwachung verraten haben soll.

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