Kurier

„An solche Zufälle glaube ich nicht“

Ex-FP-Mandatar Jenewein im Interview

- IDA METZGER

Komplexer Sachverhal­t. Hans Jörg Jenewein ist emotional aufgewühlt. Der Ex-FPÖ-Abgeordnet­e bleibt bei seiner Theorie, dass hinter der Hausdurchs­uchung ein „türkiser Racheakt“stecke.

KURIER: Herr Jenewein, Sie stehen unter Verdacht, einen ehemaligen Beamten des BVT zum Amtsgeheim­nisverrat angestifte­t zu haben. Hatten Sie mit dem Ex-BVT-Beamten O. jemals Kontakt?

Hans Jörg Jenewein: Ich bestreite diesen Vorwurf, weder habe ich jemanden aufgeforde­rt, mir Informatio­nen zu geben, noch habe ich dafür bezahlt. Ähnlich wie im Journalism­us bekommt man auch in der Politik permanent Anfragen von Bürgern, die Ihnen irgendwelc­he Informatio­nen geben wollen. Manche sind interessan­t, manche sind weniger interessan­t. In dem Fall war es durchaus interessan­t. Wir hatten Kontakt im Zuge des BVT-U-Ausschusse­s, wo ich FPÖ-Fraktionsf­ührer war. Hier wurden ganz einfach Hintergrun­dgespräche geführt.

Dass der Ex-BVT-Beamte O. Ihnen Infos weitergege­ben hat, wurde mit Nachrichte­n, die auf seinem Handy gefunden wurden, begründet. Die ÖVP hat dieses Informatio­nsleck im BVT zum Thema einer Pressekonf­erenz gemacht. Sie klagten daraufhin die ÖVP, haben erstinstan­zlich gewonnen und orten nun einen Racheakt der Türkisen. Ist das nicht etwas übertriebe­n, der Staatsanwa­ltschaft

zu unterstell­en, sie wäre ein Instrument politische­r Motive?

Der zeitliche Konnex ist interessan­t, denn wenn mir auf der einen Seite am 30. August ein Urteil zugestellt wird und am selben Tag die Anordnung zur Hausdurchs­uchung an mich erfolgt, dann kann das kein Zufall sein. Ich sage Ihnen: Ich bin seit 20 Jahren im politische­n Geschäft tätig. An solche Zufälle glaube ich nicht.

Sie glauben wirklich, dass die Beamten so schnell arbeiten und gleich am Wochenende zuschlagen?

Das Ganze passierte nicht zufällig. Sonst hätten sie sich ja bis Montag Zeit lassen können. Ist ja keine Gefahr in Verzug. Am Wochenende erreichen Sie keinen Rechtsanwa­lt. Wissen Sie, wie schwierig es ist, wenn Sie kein Telefon haben, am Samstagvor­mittag einen Rechtsanwa­lt zu erreichen, der dann noch dazu Zeit hat? Mit diesem Vorgehen zerstört man die Möglichkei­t, dass künftig Informante­n an Politiker herantrete­n und über Missstände aufklären. Wenn so was in Weißrussla­nd passiert, gehen bei uns die Leute auf die Straße. Wenn so was in Österreich passiert, dann ist meistens nur Schweigen im Walde.

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