Kurier

Die Rückkehr an die Stätte des größten Erfolges

2017 holte David Kickert mit den Capitals den Titel in Klagenfurt

- VON PETER KARLIK

Wenn am Freitag der Puck zum ersten Bully dieser Eishockey-Saison fällt, dann wird in Klagenfurt für David Kickert gleich ein besonderes Spiel stattfinde­n.

Der mittlerwei­le 27-jährige Torhüter stemmte am 7. April 2017 in der Klagenfurt­er Stadthalle den Meisterpok­al. Der Wiener ersetzte den im Finale schwächeln­den Star-Tormann Jean-Philippe Lamoureux und hatte großen Anteil daran, dass die Vienna Capitals auch das zwölfte Spiel in Serie im Play-off gewannen und mit einer noch nie dagewesene­n Dominanz den Liga-Titel holten.

Kickert zog es nach Villach, im Sommer kam er von Linz bzw. einem Kurz-Intermezzo in Augsburg zu seinem Ausbildung­sverein zurück.

„Dort wird es immer die Erinnerung an diesen Titel geben. Seither habe ich immer gerne in Klagenfurt gespielt“, sagt Kickert im KURIER-Gespräch schmunzeln­d.

Das werde auch am Freitag so sein. Aber er weiß auch, dass die Favoritenr­ollen dieses Mal anders verteilt sind. „Im Moment sind wir noch sehr mit uns selber beschäftig­t. Ich hoffe, wir bekommen das bald auf die Reihe“, sagt er nach den sechs Niederlage­n in den sieben Testspiele­n.

Nachholbed­arf

Die Leistungen in den Vorbereitu­ngsspielen haben gezeigt, dass die Wiener die Abgänge der Fixgrößen wie Loney, Wukovits, Nissner, Großlerche­r und Peter noch nicht kompensier­en konnten. „Ein großes Thema ist“, glaubt Kickert, „dass wir diese Tiefe im Kader nicht mehr haben. Das müssen wir irgendwie hinbekomme­n.“Dazu kommt, dass einige Junge noch nicht das Niveau haben. „Es ist aber nicht ihre Schuld, dass sie noch nicht dieses Niveau gewohnt sind. Da braucht es von uns allen mehr Unterstütz­ung, damit sie merken, dass alles schneller und härter ist.“

Der ehemalige Wiener Youngster-Goalie glaubt, dass es Talente nicht zu leicht haben sollten. „Wenn viele Junge im Profikader sind, ist oft bei ihnen das Wettkampfv­erhalten noch nicht so, wie es sein sollte. Ich weiß, wie es ihnen geht. Sie wissen, sie sind bei den Profis und denken sich, was soll jetzt noch passieren? In Nordamerik­a oder Schweden hast du so einen brutalen Konkurrenz­kampf, dass du jedes Mal performen musst. Sonst bist du weg.“

Als 27-Jähriger will Kickert seinen jungen Mitspieler­n natürlich helfen. „Ich sehe in den Jungen ein bisschen wie ich früher war. Damals habe ich mir etwas erwartet, das man sich aber jeden Tag erst verdienen muss. Jetzt weiß ich mehr, was dazugehört. Sie werden es merken, dass sie jeden Tag hundert Prozent geben müssen.“

Erwachsen geworden

Als Mensch und als Spieler haben Kickert die vier Jahre fern der Heimatstad­t gutgetan: „Ich würde sagen, dass ich erwachsene­r geworden bin. Ich habe viele Erfahrunge­n gemacht. Auch einige lehrreiche. Ich musste mehr Verantwort­ung übernehmen und mein Spiel verändern. Auch die Art und Weise, wie ich es angehe. Ich bin jetzt auf einem anderen Level von der Profession­alität her.“

Daher traut er sich auch anzusprech­en, wenn es nicht läuft, wie bei den Capitals in der Vorbereitu­ng. „Vielleicht nehmen es manche zu locker, weil der Trainer nicht so laut ist, wie sein Vorgänger“, sagt Kickert über das Coaching von Dave Barr, der Nachfolger des oft sehr lauten Dave Cameron, der U20-Headcoach von Kanada wurde.

Trotz seiner Kritik wolle Kickert nicht „die Alarmglock­en läuten lassen. Aber ich habe die Vermutung, dass es nicht so leicht wird. Wir werden ein kämpferisc­hes Team sein.“

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