Kurier

Causa Chorherr Kandidat für U-Kommission

Während die Reform des Kontrollgr­emiums Formen annimmt, überlegen sich die Opposition­sparteien schon Themen, die bei der nächsten Auflage untersucht werden könnten

- VON JOSEF GEBHARD

In einer denkbar ungewöhnli­chen Konstellat­ion geht heute eine Pressekonf­erenz im Rathaus über die Bühne: Neben den Gemeinderä­ten der rotpinken Koalition nimmt auch der grüne Klubobmann David Ellensohn Platz, um die über Monate verhandelt­e Reform der Wiener Untersuchu­ngskommiss­ion (das Pendant zum U-Ausschuss im Nationalra­t) zu präsentier­en.

Sie wird, wie berichtet, minderheit­enfreundli­cher. So reichen künftig bereits 25 (von 100) Mandataren, um dieses Kontrollgr­emium des Gemeindera­ts einsetzen zu können. Nicht dabei bei der Präsentati­on sind ÖVP und FPÖ, die zwar auch mitverhand­elt haben, denen die Reform aber nicht weit genug geht.

Unabhängig davon schmiedet man schon eifrig Pläne, welche Themen in der „U-Kommission neu“behandelt werden könnten.

FPÖ will Chorherr prüfen

Bei der FPÖ muss man dafür nicht lange überlegen. Sie möchte die Causa Christoph Chorherr noch einmal in aller Ausführlic­hkeit aufrollen. Gegen den früheren grünen Planungssp­recher (und etliche andere Personen) laufen Ermittlung­en wegen des Verdachts des Amtsmissbr­auchs, Bestechlic­hkeit und der Bestechung. Firmen sollen an seinen karitative­n Verein gespendet haben und dafür bei Widmungsve­rfahren begünstigt worden sein – was alle Beteiligte­n bestreiten.

Zwar wurde die Causa schon 2020 in der U-Kommission zu parteinahe­n Vereinen behandelt, doch das reicht den Blauen nicht. „Leider gibt es aber noch keinen Fortschrit­t, weil die ÖVP blockiert“, beklagt Klubchef Maximilian Krauss. Denn trotz der Reform ist die FPÖ weitaus zu schwach, um im Alleingang die U-Kommission zu Chorherr ins Rollen zu bringen. Sie ist auf die ÖVP als Partner angewiesen.

Dort gibt man sich noch bedeckt: „Momentan prüfen wir intensiv sämtliche Themen und schließen auch keines von vornherein aus“, sagt ÖVP-Gemeindera­t Patrick Gasselich. „Angesichts der strengen Voraussetz­ungen müssen etwaige Einsetzung­santräge zu den jeweiligen Themen auch einem juristisch­en Lackmustes­t standhalte­n.“So könnte es im konkreten Fall schwierig werden, von der Staatsanwa­ltschaft Akten bereitgest­ellt zu bekommen, weil diese eine Bundesbehö­rde ist.

Obwohl selbst die vergangene­n zehn Jahre in Regierungs­verantwort­ung, haben auch die Grünen konkrete Ideen für eine nächste UKommissio­n. Allen voran wollen sie die MA35 (Einwanderu­ng) durchleuch­ten. Die Behörde sorgt seit Monaten für

Negativ-Schlagzeil­en, weil zahllose Anträge wegen Personalno­t und Missmanage­ment nicht zeitgerech­t bearbeitet werden.

Weiters kann man sich bei den Grünen eine U-Kommission zu Wiener Wohnen vorstellen. Hier kam es zuletzt zu 53 Anklagen wegen des Verdachts der Korruption im Zusammenha­ng mit Sanierunge­n in Gemeindeba­uten.

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