Kurier

Wenn ein Schnupfen auch Corona sein könnte

Diese Symptome treten bei Kindern auf

- THERESA BITTERMANN

Studie. Ein einfacher Husten oder eine Nase, die rinnt – was vor Corona hauptsächl­ich eine mühsame und selten eine ernstere Angelegenh­eit war, ist durch die Pandemie für viele zum persönlich­en Schrecken geworden. Die Unsicherhe­it: Habe ich nun Corona oder nicht? Verschiede­ne Testmöglic­hkeiten können diese Sorgen seit Längerem gut aus dem Weg räumen.

Eine neue Studie, an der Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinisc­he Virologie an der Frankfurte­r Uni-Klinik, beteiligt war, unterstrei­cht nun erneut die Wichtigkei­t von Tests speziell bei Kindern. Untersucht wurden über 700 Kinder (im Alter von 0 bis 13 Jahren), die mit Atemwegsbe­schwerden wie etwa Husten in eine Kinderarzt­praxis gekommen sind. Das Ergebnis: „Es ist gar nicht leicht, bei Kindern Covid-19 Symptome rein klinisch von anderen Infektione­n abzugrenze­n“, resümiert Ciesek auf Twitter. Die Symptome waren bei Infizierte­n wie bei Nicht-Infizierte­n sehr ähnlich: Schnupfen, Husten und Fieber waren in beiden Gruppen die häufigsten Beschwerde­n.

Praxis-Erfahrung

Wer also wissen will, was los ist, kann sich nicht auf Symptome berufen, sondern muss zum Test greifen, zeigt die Studie. Das bestätigt auch der Wiener Kinderarzt Peter Voitl, der diese

Schwierigk­eit aus der eigenen Praxis kennt.

Kommt man zu ihm in die Ordination, wird zuerst telefonisc­h abgeklärt, ob es Kontakte zu positiv Getesteten gab. Haben Kinder Symptome, werden sie in der Praxis von Voitl gleich vorab zum Lollipop Test gebeten.

Immerhin: „Ein indirekter Hinweis auf eine CoronaInfe­ktion könnte ein Verlust des Geruchs- oder Geschmacks­sinns sein“, erzählt der Kinderarzt aus seiner Erfahrung. Am Test für alle mit Symptomen führt aber kein Weg vorbei.

PCR statt Quarantäne?

Das regelmäßig­e Testen oder Quarantäne-Regeln für Kinder sorgen aber zur Zeit in Schulen für Chaos und Aufregung. Hunderte Schulklass­en sind momentan in Quarantäne (siehe Bericht links). Deshalb sollen die Regeln für die Jüngsten bald etwas gelockert werden. Zum Beispiel soll nicht mehr die ganze Klasse, sondern nur noch enge Kontakte oder direkte Sitznachba­rn in Quarantäne gehen.

Voitl hält diesen Vorschlag für sinnvoll. „Man kann nicht jedes Mal die ganze Klasse in Quarantäne schicken, die sozialen Folgen dadurch würden viel schwerer wiegen als der mögliche Nutzen.“Er richtet aber einen klaren Appell an die Lehrkräfte: „Es ist unverantwo­rtlich, dass manche nicht geimpft sind und mit Kindern arbeiten – das ist eine echte Gefährdung.“

Der Molekularb­iologe Michael Wagner schlug im KURIER kürzlich sogar eine Lösung ganz ohne Quarantäne vor: Wird jemand positiv getestet, sollen alle anderen statt auch in Quarantäne zu gehen, die folgenden zehn Tage FFP2-Masken tragen und alle 48 Stunden einen PCR-Test machen.

„Es ist gar nicht leicht, bei Kindern Covid-19Symptome rein klinisch von anderen Infektione­n abzugrenze­n

“Sandra Ciesek Virologin

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