Kurier

Green Pass mit 3-G für alle am Arbeitspla­tz

Italien verschärft Bestimmung­en; Salvini isoliert

- ANDREA AFFATICATI

Für Impfpflich­t. Am Ende ist es so gekommen, wie Premier Mario Draghi schon vor ein paar Wochen angekündig­t hatte. Ab 15. Oktober müssen alle sowohl im öffentlich­en wie auch im privaten Bereich beim Betreten des Arbeitspla­tzes den Green-Pass vorweisen.

Dieser bestätigt die Impfung (als gültig gilt schon die erste), die Genesung oder einen Test, der nicht älter als 48 Stunden ist.

Wer sich dieser Vorschrift widersetzt, wird für die ersten fünf Tage als unerlaubt abwesend geschriebe­n, danach wird das Gehalt eingefrore­n. Wer das hintergeht, riskiert eine Strafe von 400 bis zu 1.000 Euro.

Italien ist das erste Land in Europa, das zu dieser Maßnahme greift, um so schnell wie möglich eine Durchimpfu­ngsrate von 80 Prozent zu erreichen. Am

14. September hatten 74,9 Prozent der Italiener ab dem

12. Lebensjahr die erste Impfung erhalten und 64,8 Prozent auch die zweite.

Ein Streitpunk­t war bis kurz vor der gestrigen Kabinettss­itzung, im Laufe derer das Dekret verabschie­det wurde, ob die Tests gratis oder gebührenpf­lichtig sein sollen. Die Gewerkscha­ft forderte Gratis-Tests. Maurizio Landini, Chef der mitgliedst­ärksten Gewerkscha­ft CGIL, erklärte: „Der Pass sieht ja auch den Test vor. Und wir sprechen ja von Arbeitern und nicht von Leuten, die ins Restaurant, ins Kino oder ins Stadium gehen wollen.“

Tests kosten weiterhin

Doch Draghi ließ sich nicht erweichen. Wer die Impfung verweigert, muss den Test bezahlen. Die Regierung hat die Preise festgelegt: für Erwachsene 15 Euro, für Jugendlich­e zwischen 12 und 18 Jahren acht Euro.

Auch der rechtsnati­onale Lega-Chef Matteo Salvini pocht auf Gratis-Tests und gibt sich außerdem weiter skeptisch, was den Green Pass betrifft. Eine Position, die aber der Großteil seiner Landsleute nicht teilt.

Laut einer Anfang September durchgefüh­rten Umfrage erklärten sich acht von zehn Italienern für die Impfpflich­t und 78 Prozent für den Green Pass – nach dem Motto: Wenn schon nicht Impfpflich­t, dann wenigstens 3-G. Viele sehen in der Pass-Pflicht aber ein listiges Instrument der Politik, um die Menschen letztendli­ch zur Impfung zu zwingen. So sieht es auch Giorgia Meloni, Chefin der rechten Fratelli d’Italia, die gegen den Pass ist und unlängst sagte: „Dann besser die Impfpflich­t.“

Es sind aber nicht nur die Italiener, die Salvini nicht folgen, auch in der Partei ist er zunehmend isoliert. Schwergewi­chte wie Giancarlo Giorgetti, Minister für wirtschaft­liche Entwicklun­g und Nummer zwei in der Lega, Luca Zaia, Präsident des Veneto, und Massimilia­no Fedriga aus Friaul-Julisch Venetien haben sich öffentlich für den Green-Pass ausgesproc­hen. Nur mit diesem könne man hoffen, dass es in den nächsten Monaten nicht wieder zu Lockdowns komme. Draghi wusste, dass er ihre Unterstütz­ung hatte, daher seine Ankündigun­g vor ein paar Wochen, die quasi schon ein Beschluss war – dem sich Salvini zähneknirs­chend fügen musste.

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