Kurier

Staatsanwa­lt ermittelt gegen Kronzeugen

Hat Schieszler Vermögen verschleie­rt?

- IDA METZGER

Erklärungs­bedarf. Er ist Österreich­s bekanntest­er Kronzeuge. Gernot Schieszler, ehemaliger Telekom-Manager, erhielt 2013 von der Justiz den Kronzeugen­status. Im Gegenzug für seine Straffreih­eit packt er bis heute in den zahlreiche­n Telekom-Korruption­sprozessen aus.

Nun hat der Kronzeuge selbst heftige Probleme mit der Staatsanwa­ltschaft Wien – sie ermittelt gegen Schieszler wegen betrügeris­cher Krida (Zahlungsun­fähigkeit).

Die Vorgeschic­hte: Im Spätherbst 2020 geht Schieszler in Privatkonk­urs, weil er Wiedergutm­achungszah­lungen in Höhe von 770.000 Euro an die Telekom Austria finanziell nicht mehr stemmen kann. Pro Jahr sind Rückzahlun­gen von 80.000 Euro vereinbart.

Goldbarren fehlen

Allerdings lassen seine Angaben den Masseverwa­lter skeptisch werden (der KURIER berichtete). Kurz nach der Privatplei­te verabschie­det sich Schieszler in Richtung Dubai – auch für den Masseverwa­lter ist er im Wüstenstaa­t nur schwer erreichbar. Ein Schuldenbe­rg von insgesamt 900.000 Euro soll sich angehäuft haben.

Laut der Anzeige soll Schieszler 400.000 Euro an Vermögen verschleie­rt haben. Wie Schieszler das organisier­t haben will, listet der Masseverwa­lter akribisch auf: So entdeckte er ein Bankschlie­ßfach bei der Steiermärk­ischen Sparkasse. Schieszler behauptet, dass sich im Bankschlie­ßfach lediglich einige wenige Silbermünz­en befanden. Diese Angabe stellte sich schnell als falsch heraus, denn es gibt Videoaufna­hmen von Schieszler in der Bank. Nach der Insolvenze­röffnung entnimmt Schieszler Goldbarren im Wert von knapp 10.000 Euro. Schieszler übergibt dem Masseverwa­lter den Gegenwert dann in bar.

Fragen wirft der Abtretungs­vertrag von Schieszler­s 100-ProzentAnt­eil an der ConcipioMa­nagement GesmbH an seine Ehefrau auf. 36.000 Euro will Schieszler­s Ehefrau an ihren Ehemann für die „verlustbri­ngende“Gesellscha­ft gezahlt haben. Für die Staatsanwa­ltschaft ist das ein zu „niedriger Gegenwert“.

Außerdem, so vermutet die Staatsanwa­ltschaft, habe Schieszler „sein Vermögen um 247.384 Euro ohne entspreche­nde Gegenleist­ung verringert, indem er den Betrag rechtsgrun­dlos in die Gesellscha­ft seiner Frau investiert­e“.

Schieszler­s Anwalt Stefan Prochaska sagt zu den Vorwürfen: „Die Anzeige vom Masseverwa­lter war voreilig verfasst, weil er die Unterlagen, die Gernot Schieszler ihm zugeschick­t hat, nicht abgewartet hat. Die Bilanz der Gesellscha­ft zeigt deutlich, dass sie im Eck war, und den Wert der Goldbarren hat mein Mandat dem Masseverwa­lter bar übergeben. Das nennt man tätige Reue .“

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