Fachkräftemangel „immer drängender“
KURIER-Talk mit Arbeitsminister Kocher
Arbeitsmarktreform. Abseits der Corona-Problematik bekräftigt Arbeitsminister Martin Kocher im KURIERTalk seinen Willen nach Reform der Arbeitslosenversicherung. Aber nicht nur, Probleme gibt es ja genug: Von der steigenden Zahl an Langzeitarbeitslosen, über die Geringqualifizierten bis zum Arbeits- und Fachkräftemangel. Kocher: „Er ist eine Folge des sehr starken Aufschwungs und eine Folge der Demografie, die dazu führt, dass es weniger Zuwachs an Arbeitskräftepotenzial gibt.“
Es gebe hier „kein Allheilmittel“, man müsse mehr Arbeitslose, Ältere und Frauen in Beschäftigung bringen und brauche „natürlich auch qualifizierten Zuzug aus Europa“, so Kocher. Ohne Lösung werde der „Fachkräftemangel immer drängender“, sagt der Minister voraus. Denn: Geburtenstarke Jahrgänge scheiden in den nächsten Jahren aus dem Erwerbsleben aus und jedes Jahr würden dann weitere 20.000 bis 40.000 Arbeitskräfte fehlen. Dazu komme der internationale Wettbewerb um die Arbeitskräfte aus dem Osten. Hier sei vor allem die Konkurrenz mit Deutschland für heimische Betriebe eine große Herausforderung.
Was die Reform der Arbeitslosenversicherung angeht, sagt Kocher: „Jeder kennt Beispiele von Menschen, die arbeitslos geworden sind, die viele Bewerbungen schreiben und trotzdem keinen Job bekommen. Es kennt aber auch jeder Beispiele von Menschen, die schon relativ lange arbeitslos sind, daneben geringfügig beschäftigt sind, ein bisschen Schwarzarbeiten, ein bisschen das System ausnutzen – die also Arbeitslosengeld beziehen, obwohl sie Vollzeit arbeiten könnten.“
Mehr Pfusch?
Unter anderem ist hier in Diskussion, die Zuverdienstmöglichkeit für Arbeitslose einzuschränken oder abzuschaffen. Die „große Gefahr“sei freilich, dass man damit Menschen verstärkt in die Schwarzarbeit treibe, gesteht der Minister ein: „Das wäre genau nicht das Ziel.“Die zweite Gefahr sei die Armutsgefährdung von Menschen, die auf den Zuverdienst angewiesen sind.