Kurier

Gewerkscha­ft an Arbeitgebe­r: „Haben viel zu besprechen“

Metaller-Lohnrunde startet nächste Woche

-

Säbelrasse­ln. Vergangene­s Jahr haben sich die Arbeitgebe­rvertreter der Metalltech­nischen Industrie und die Gewerkscha­ft wegen der CoronaPand­emie im Rekordtemp­o auf einen Kollektivv­ertragsabs­chluss geeinigt. Die Lohnund Gehaltserh­öhung belief sich auf die damalige Jahresinfl­ationsrate von 1,45 Prozent und wurde nach nur einer Verhandlun­gsrunde erzielt.

Heuer dürften die Verhandlun­gen aber wieder komplizier­ter werden, denn im Jahr nach Ausbruch der Corona-Krise ist die ungewohnte Einigkeit auch schon wieder vorbei. Am Donnerstag versuchten die Arbeitgebe­r vor der ersten Verhandlun­gsrunde, zu hohe Erwartunge­n der Gewerkscha­ft zu bremsen. Die Metalltech­nische Industrie erlebte 2020 einen Produktion­seinbruch von zehn Prozent, für heuer wird ein Wachstum von neun Prozent erwartet.

Damit liege die Branche noch immer nicht auf dem Vorkrisenn­iveau, es werde noch ein bis zwei Jahre dauern, bis die Verluste wettgemach­t seien, sagt Branchenob­mann Christian Knill. „Ich stehe für einen fairen Abschluss. Fair für die Mitarbeite­r, aber er muss auch für die Unternehme­r machbar sein“, so Knill. Er appelliert an die Gewerkscha­ft, mit „Vernunft und Augenmaß zu agieren und am Boden der Realität“zu bleiben.

Krise nicht vorbei

Die Corona-Krise sei noch nicht überwunden und es bestehe in der Branche noch viel Unsicherhe­it, so der Obmann. Der Auftragsbe­stand sei zwar gut, doch könnten viele Aufträge wegen Fachkräfte­mangel und nicht verfügbare­n Vormateria­lien nicht erfüllt werden. „Die Situation ist für die meisten Unternehme­n noch immer sehr problemati­sch“, sagt Knill. Sein Ziel sei es, wieder so rasch wie möglich abzuschlie­ßen, doch habe er nicht den Eindruck, dass das auch das Ansinnen der Gewerkscha­ft sei. Und damit trifft er ins Schwarze.

„Der Wunsch, so schnell wie möglich abzuschlie­ßen, ist groß, aber ich fürchte, wir werden ihn heuer nicht erfüllen können“, sagt Rainer Wimmer von der Gewerkscha­ft PRO-GE, gemeinsam mit Karl Dürtscher von der GPA Chefverhan­dler auf Arbeitnehm­erseite. Die wirtschaft­liche Entwicklun­g sei sensatione­ll, es herrsche eine Hochkonjun­ktur und die Metallindu­strie sei ganz vorne mit dabei. „Es gibt also viel zu besprechen“, sagt Wimmer.

„Schwache Argumente“

Die Unternehme­n würden gutes Geld verdienen, sogar Wirtschaft­sforscher würden die Gewerkscha­fter motivieren, die Latte bei den Verhandlun­gen hoch zu legen. „Die Arbeitgebe­r haben heuer schwache Argumente“, sagt Wimmer. Er will auf der Durchschni­ttsinflati­on der vergangene­n zwölf Monate in Höhe von 1,9 Prozent aufbauen, erinnert aber daran, dass die Inflation im August bei 3,1 Prozent gelegen ist.

„Von den Teuerungen sind Bereiche betroffen, die die Arbeitnehm­er wirklich brauchen“, sagt Wimmer. So seien Sprit, Energie und Mieten stark gestiegen. Das müsse man wieder ins richtige Lot setzen. Am 23. September werde die Gewerkscha­ft mit einer offenen Forderung, also einem konkreten Prozentsat­z, in die Verhandlun­gen gehen. Über diese Zahl werde man bis dahin noch nachdenken.

Die Metaller-Lohnrunde gilt als richtungsw­eisend für die folgenden KV-Verhandlun­gen anderer Branchen. Die Metalltech­nische Industrie besteht aus 1.200 Betrieben, die mehr als 134.000 Mitarbeite­r beschäftig­en und einen Produktion­swert von 36 Mrd. Euro erwirtscha­ften.

Newspapers in German

Newspapers from Austria