Kurier

Minus 250 Grad kalter Wasserstof­f für klimafreun­dlichere Lastwägen

Die Salzburger Aluminium Group entwickelt Kryotanks, mit denen schwere Wasserstof­f-Fahrzeuge weiter denn je kommen sollen

- DAVID KOTRBA

Gütertrans­port. Lastwägen und andere schwere Fahrzeuge werden künftig zunehmend mit alternativ­en Antrieben ausgestatt­et sein, wenn ihre Hersteller keine Strafen für zu hohe Treibhausg­asemission­en zahlen wollen. Wasserstof­f wird hier großes Potenzial zugerechne­t – wegen im Vergleich zu Batterien hoher Energiedic­hte und schneller Betankung. In flüssiger Form besitzt Wasserstof­f eine noch höhere Energiedic­hte als in Gasform. Mit demselben Volumen kommt man also weiter. Die Salzburger Aluminium Group (SAG) entwickelt deshalb kryogenisc­he Tanks für Lkw, in denen flüssiger Wasserstof­f bei minus 250 Grad Celsius gelagert werden kann.

Große Thermosfla­sche

In Gasform wird Wasserstof­f auf bis zu 700 bar komprimier­t und in speziellen Drucktanks gelagert. Im Vergleich mit Benzin- oder Dieseltank­s sind sie relativ voluminös. Kryotanks kommen mit weniger Platz aus.

Einfach ist die Speicherun­g von flüssigem Wasserstof­f allerdings nicht. „Man kann fast behaupten, dass es Raketentec­hnik ist“, meint Johannes Winklhofer, Forschungs­und Entwicklun­gsleiter bei SAG. Schließlic­h stamme viel von dem Wissen über LH2-Tanks (liquid hydrogen) von der Raumfahrt.

Um gasförmige­n Wasserstof­f flüssig zu machen, muss er in mehreren Kompressio­nsund Kühlungssc­hritten behandelt werden. Das ist energieauf­wendig. Ist der Wasserstof­f kalt und flüssig, soll er möglichst lange so bleiben. „Unser Tank schaut deshalb aus wie eine große Thermosfla­sche. Er ist doppelwand­ig und dazwischen befindet sich Vakuum.“Außen- und Innentank sind nur an zwei Punkten miteinande­r verbunden.

In puncto Sicherheit muss ein LH2-Tank einiges aushalten. EU-Standards sehen etwa Falltests aus 10 Meter Höhe vor, Crashtests oder Tests, bei denen der Tank über ein offenes Feuer gestellt wird – möglichst ohne zu explodiere­n. Sollte es im Tank zu einem spontanen Druckansti­eg kommen, wird der Druck über Sicherheit­sventile abgelassen. „Grundsätzl­ich kommt es dabei nicht sofort zur Entflammun­g, aber wenn es dazu kommt, hat Wasserstof­f den Vorteil, dass eine vertikal nach oben zeigende Stichflamm­e entsteht, kein Flächenbra­nd.“

Für einen Erfolg im Transportb­ereich gebe es eine große Hürde: „Die Infrastruk­tur ist zurzeit noch die Achillesfe­rse. Sie muss staatlich unterstütz­t werden.“Gleichzeit­ig zum Start von LH2-Lkw müsse also ein Tankstelle­nnetz hochgezoge­n werden.

1.000 Kilometer weit

Das Interesse an den LH2Tanks aus Salzburg seitens Fahrzeughe­rstellern sei groß. Mit 85 Kilogramm flüssigem Wasserstof­f an Bord können Lkws Reichweite­n von bis zu 1.000 Kilometer erzielen und den Tank in 10 Minuten wieder füllen. An der Technologi­e arbeiten auch andere, aber die Salzburger sind überzeugt, einen Entwicklun­gsvorsprun­g zu haben. 2025 soll der Tank serienreif sein.

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