Kurier

Eine rot-pink-grüne Koalition für einen Tag

Bündnis zur Reform der U-Kommission

- Wien intern JOSEF GEBHARD

Dass ein Roter und ein Grüner zuletzt gemeinsam eine Pressekonf­erenz abhielten, ist bereits ein Weilchen her. Im Dreierpack mit zusätzlich einem Pinken hat es überhaupt noch nie einen Medienterm­in gegeben.

Es ist ein etwas sperriges Thema, das zu diesem Schultersc­hluss zwischen Regierung und Teilen der Opposition geführt hat. Wie berichtet, haben sich SPÖ, Neos und Grüne zu einer Reform der Wiener U-Kommission verständig­t.

Was den grünen Klubchef David Ellensohn bei der Präsentati­on am Mittwoch im Rathaus unter einen gewissen Rechtferti­gungsdruck brachte: „Saubere Politik liegt in der DNA der Grünen. Die Frage ist daher nicht, warum wir hier dabei sind, sondern, warum ÖVP und FPÖ nicht dabei sind“, betonte er daher gleich.

Tatsächlic­h wurde seit Jänner mit allen Rathaus-Parteien verhandelt, und in vielen Punkten kam es zu einem Fünf-Parteien-Konsens. Etwa, dass die Zahl der Mandatare, die eine U-Kommission einsetzen dürfen, von 30 auf 25 verringert werden soll.

Da einzelne Forderunge­n von ÖVP und FPÖ unerfüllt blieben, kam es doch nicht zu einem Allparteie­n-Konsens. So wollten die Blauen, dass jede Fraktion pro Legislatur­periode eine U-Kommission einsetzen darf. „Die FPÖ tut sich wohl schwer damit, dass sie nach den letzten Wahlverlus­ten dafür alleine nicht mehr stark genug ist“, ätzt Neos-Gemeindera­t Jörg Konrad.

Spitze gegen ÖVP

Die ÖVP wiederum wollte das Landesverw­altungsger­icht als Schiedsins­tanz, wenn es etwa zu Auffassung­sunterschi­eden bei der Ladung von Zeugen kommt. Dies sei rechtlich nicht möglich, so Konrad. Er wundere sich, dass die ÖVP auf diesen Punkt beharre. „Es gab ein gutes Gesprächsv­erhältnis zum türkisen Verfassung­ssprecher Patrick Gasselich“, plaudert Konrad aus dem Nähkästche­n. „Aber offenbar hat er eine Direktive von oben bekommen, dass es keine Einigung geben darf.“

Zuletzt hatte die Wiener FPÖ drauf gepocht, in einer nächsten U-Kommission die Korruption­svorwürfe rund um den ehemaligen grünen Planungssp­recher Christoph Chorherr zu beleuchten. Sein ehemaliger Parteikoll­ege

Ellensohn ist davon wenig begeistert: Der Fall sei schon in der U-Kommission zu parteinahe­n Vereinen behandelt worden.

 ?? ?? Ellensohn (Grüne), Konrad (Neos), Kurt Stürzenbec­her (SPÖ)
Ellensohn (Grüne), Konrad (Neos), Kurt Stürzenbec­her (SPÖ)

Newspapers in German

Newspapers from Austria