Kurier

Wohnen um 6,7 Prozent teurer, Immobilien mit Balkon beliebt

Der Trend geht weg von „Mikrowohnu­ngen“

- MARLENE PENZ

Wohnen. Während der Pandemie wurde vielen Wienerinne­n und Wienern klar: Sie brauchen mehr Platz. Und am besten auch etwas Grün – zumindest aber einen Balkon oder eine Terrasse.

So, und auch wegen den anderen durch die Pandemie bedingten Unsicherhe­iten, kam es, dass sich viele um eine Wohnimmobi­lie, um „sicheres Betongold“, umsahen. Das trieb laut Wohnimmobi­lienreport der Raiffeisen­landesbank NÖ-Wien, Raiffeisen Research und Raiffeisen Immobilien die Preise in der Bundeshaup­tstadt 2020 um 6,7 Prozent nach oben. „Die Pandemie und das damit verbundene Streben nach Sicherheit waren ein Turbo für die Preisrally“, erklärt Peter Brezinsche­k, Chefanalys­t von Raiffeisen Research.

Und auch 2021 stehen die Zeichen auf Höhengewin­ne. Und dabei ist klar: Für die Bedürfniss­e nach Freiraum muss man noch tiefer in die Tasche greifen. Der Aufschlag für Außenfläch­en bei ansonsten gleicher Wohnungsfl­äche belief sich 2020 auf knapp ein Fünftel.

Die „Balkonpräm­ie“betrug in Wien exakt 24,8 Prozent (2019: 23,5 Prozent) oder anders gesagt: Für die Verfügbark­eit von Freifläche musste man zusätzlich 1.032 Euro pro Quadratmet­er drauflegen.

Wohnen am Land

Vielen reicht aber etwas (teures) Grün in der Stadt nicht aus. Laut einer von Raiffeisen Immobilien im Herbst 2020 bei Gallup beauftragt­en Umfrage, gaben 78 Prozent an, dass es sich in der Krise besser am Land leben lässt. Von den Städtern, die dieser Meinung waren, spielten 41 Prozent mit dem Gedanken, in den ländlichen Raum zu ziehen.

Davon profitiere der niederöste­rreichisch­e Wohnimmobi­lienmarkt, besonders beliebt seien Einfamilie­nhäuser, führt Peter Weinberger, Geschäftsf­ührer Raiffeisen Immobilien aus. „Sie bieten mehr Platz, der in Zeiten von Homeoffice und Homeschool­ing besonders wertvoll ist“. Regional konzentrie­rt sich die Nachfrage speziell auf den „Wiener Speckgürte­l“. Dazu zählen unter anderem die Bezirke Mödling, Baden, die Gemeinden im ehemaligen Bezirk Wien Umgebung sowie Korneuburg. Weil es dort kaum noch erschwingl­iche Immobilien gebe, werde der Radius aber größer: „Im Umkreis von circa 50 Kilometer rund um Wien findet man noch Einfamilie­nhäuser unter 500.000 Euro“, so Weinberger.

Keine Kleinwohnu­ngen Durch den Homeoffice-Trend werden aber auch das Burgenland oder Zweitwohns­itze im Waldvierte­l stärker nachgefrag­t. „Derzeit registrier­en wir hier eine steigende Transaktio­nsgeschwin­digkeit.“

Generell spricht Weinberger davon, dass sich Immobilien­entwickler in Wien in Zukunft weg von Mikrowohnu­ngen bewegen und die Wohnraumau­fteilung überdenken – Wohn-Küchen könnten wieder kleiner werden, um bei gleicher Fläche einen zusätzlich­en Raum zu schaffen.

Der Preisansti­eg bei den Immobilien wirke sich auf das Bankgeschä­ft aus, teilt Reinhard Karl, Generaldir­ektorStell­vertreter der Raiffeisen­landesbank NÖ-Wien, mit. Die durchschni­ttlich aufgenomme­ne Kreditsumm­e habe sich in den vergangene­n zwei Jahren um 10 Prozent erhöht und belaufe sich auf rund 330.000 Euro.

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„Balkonpräm­ie“: Fast ein Fünftel Aufschlag zahlt man in Wien

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