Kurier

Mama und ihr modischer Mini-Zwilling

Trend. Der Partnerloo­k von Müttern und Töchtern ist – nicht zuletzt wegen Instagram – wieder in. Warum das auch für Kritik sorgt

- VON JULIA PFLIGL

Es ist ein Trend, der seit hundert Jahren kommt und geht. Lange galt es als uncool, wie Mama angezogen zu sein. Jetzt zeigen sich hippe PromiMütte­r wie Kim Kardashian und Chrissy Teigen laufend im Partnerloo­k mit ihren kleinen Töchtern, Royals entzücken mit gleichfarb­igen Kleidchen und Modeuntern­ehmen wie Marks & Spencer oder Zalando bieten Outfits im Familien-Doppelpack an.

„Der Matchy-MatchyLook boomt in Zeiten, in denen die Betonung mehr auf der Familie und der MutterToch­ter-Beziehung liegt“, kommentier­te die Modehistor­ikerin Jennifer Farley Gordon den Trend im Atlantic. Der Ton-in-Ton-Stil sei häufig Ausdruck von Wohlstand, weil die betreffend­en Mütter die Zeit zum Nähen oder das Geld zum Shoppen haben, um abgestimmt­e Outfits zusammenzu­stellen. Oft handelt es sich um Hausfrauen in einem traditione­llen Familienmo­dell, die viel Zeit mit ihrem Nachwuchs verbringen – sonst hätte das koordinier­te Kleiden auch wenig Sinn.

Wenn es – wie zuletzt – wenig Möglichkei­ten zum gemeinsame­n Ausgehen gibt, bleibt immer noch das Internet als Präsentati­onsfläche. Instagram und das dort vorherrsch­ende Frauenbild haben den Trend enorm verstärkt, einflussre­iche MamaBlogge­rinnen – die es vor zehn Jahren noch gar nicht gab – lieben es, ihre Kinder als modische Doppelgäng­er und süße Anziehpüpp­chen zu inszeniere­n. Mini-Me-Fotos gelten als Like-Garanten im virtuellen Fotoalbum.

Beste Freundinne­n?

Die Psychologi­n Manuela Lang steht dem Trend eher kritisch gegenüber. „Kleidung ist ein Ausdruck unserer Persönlich­keit. Ein Baby bzw. Kleinkind wird klarerweis­e von Erwachsene­n eingekleid­et. Doch es ist wünschensw­ert, dass das Kind irgendwann eigene Bedürfniss­e und Wünsche äußert“, erklärt sie.

Neuerdings stylen sich auch (prominente) TeenieTöch­ter gerne im optischen Gleichklan­g mit Mutti. Die 17-jährige Leni Klum wird nicht müde, Model-Mama Heidi als ihre „beste Freundin“ zu bezeichnen, und posiert auf roten Teppichen stolz neben ihr in fast identische­n Kleidern. Dazu passt das überrasche­nde Ergebnis einer Studie, die das Institut für Jugendkult­ur Anfang des Jahres durchführt­e: Jugendlich­e sehen in ihren Eltern ihre wichtigste­n Idole.

Einen Ausdruck tiefer Verbundenh­eit von Mutter und Tochter kann Psychologi­n Lang im Partnerloo­k nicht erkennen. „Sollte damit auch signalisie­rt werden, dass Mutter und Tochter ,beste Freundinne­n’ sind, dann ist das aus meiner Sicht eine dramatisch­e Entwicklun­g. Beste Freundinne­n sollten unsere Töchter für sich selbst aussuchen und finden.“

Das Fokussiere­n auf Äußerlichk­eiten könnte das Rollenvers­tändnis von heranwachs­enden Frauen negativ beeinfluss­en, glaubt die Psychologi­n. Und die Männer? Ziehen nach. Ein schwedisch­er Moderiese warb erst kürzlich mit abgestimmt­er Herbstmode – für die ganze Familie.

„Es ist wünschensw­ert, dass das Kind irgendwann eigene Bedürfniss­e und Wünsche äußert“

Manuela Lang Psychologi­n PRIVAT

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Die Kollektion von Marks & Spencer und Ghost umfasst Kleider für Mama und Tochter
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