Kurier

Was bis zur nächsten ORF-Wahl passieren muss

- VON GEORG LEYRER georg.leyrer@kurier.at / Twitter: @georgleyre­r

Der Küniglberg ist ein Berg nur aus dem Blickwinke­l der Marchfelde­r Tiefebene. Von diesem Hügelchen aus aber lässt sich trefflich ganz Österreich überblicke­n. Denn hier fokussiere­n sich die Identität und das Selbstbild des Landes. Dementspre­chend aufgeladen ist die Luft.

Nun gibt es ein neues Führungste­am für dort oben; es ist weiblicher und jünger. Manche Stiftungsr­äte klingen wie deren Pressespre­cher. Andere führen Kritik auf den Lippen und haben trotzdem zu insgesamt 90 Prozent für das Team gestimmt. Man will ja bei den Gewinnern sein.

Diese, die Gewinner, sind kompetent für den ORF, wie er ist, und dafür, sich in dessen ganz eigenem Biotop nach oben zu bewegen. Der für das kleine Land so riesengroß­e Fernseh-Apparat braucht laufend neue Impulse, um das Publikum zu halten, das er hat. Er muss sich auch so elegant wie möglich unter dem Monokel bewegen, durch das die Politik eifersücht­ig darüber wacht, ob sie eh in jeder „ZiB“Sekunde besser davonkommt als die politische Konkurrenz.

Der ORF muss sich aber einer Aufgabe stellen, an der schon behändere Apparate gescheiter­t sind: Soll er in seiner identitäts­stiftenden Funktion nicht alsbald obsolet werden, gilt es, das jüngere Publikum zu erreichen und zu binden (jünger wäre hier schon unter 50). Mit Shows nach Art des Privat-TV und Debatten über jeden Hauch von Jugendlich­keit (huch, FM4!) gelingt das nicht. Auch nicht mit bemühtem Überstreif­en der Social-Media-Tonalität über ORFInhalte. Hier kann es nur um schlaue, zeitgemäße, einzigarti­ge österreich­ische Inhalte abseits der Nachrichte­n gehen.

Gefüllt wurden nun jene Posten, die den bisherigen ORF abbilden. Wenn es bei der nächsten ORF-Wahl aber wieder nur um Polit-Einfluss, Landesstud­ios, TV und Radio geht, ist das jetzige Team gescheiter­t.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria