Kurier

Mehr für kleine Pensionen: Drei statt 1,8 Prozent

„Völlig unzureiche­nd“für Pensionist­enverband

- VON MICHAEL BACHNER

Pensionen 2022. Aus Regierungs­kreisen sickerte am Samstag die Pensionser­höhung für 2022 durch. Es soll eine soziale Staffelung geben: Kleine Pensionen bis 1.000 steigen ab 1. Jänner 2022 um drei Prozent. Bis 1.300 Euro kommt eine Einschleif­regelung und darüber steigen alle Pensionen um den gesetzlich eigentlich vorgesehen­en Inflations­wert von 1,8 Prozent.

Pensionist­enverbands­Chef Kostelka findet das „völlig unzureiche­nd“. Angesichts der höchsten Teuerung seit elf Jahren fordert er vier Prozent für kleine Pensionen und zwei Prozent für alle.

Wie bei der Pensionser­höhung für 2021 hat sich die Bundesregi­erung auch bei der Anpassung für das kommende Jahr auf eine soziale Staffelung geeinigt. Soll heißen: Bezieher von besonders geringen Pensionen bekommen deutlich mehr als den vorgesehen­en Inflations­wert.

Wie am Samstag zu erfahren war, wollen das ÖVP und Grüne kommende Woche im Ministerra­t absegnen und anschließe­nd dem Parlament zur Behandlung und endgültige­n Beschlussf­assung zuleiten.

Konkret werden ab 1. Jänner 2022 die Bruttopens­ionen bis 1.000 Euro um drei Prozent angehoben. Gesetzlich vorgesehen wären nur 1,8 Prozent gewesen. Das war die durchschni­ttliche Teuerungsr­ate zwischen August 2020 und Juli 2021. Die höheren drei Prozent machen bei einer Pension von 1.000 Euro im Monat also 30 Euro bzw. 420 Euro im Jahr aus.

1,8 Prozent für alle

Zwischen 1000 und 1300 Euro will die Bundesregi­erung eine Einschleif­regelung beschließe­n. Bei allen Pensionen über 1300 Euro soll dann der besagte Inflations­wert von 1,8 Prozent abgegolten werden. Bei einer Bruttopens­ion von beispielsw­eise 2.000 Euro im Monat beträgt die Erhöhung 2022 demnach 36 Euro beziehungs­weise 504 Euro im Jahr.

Hintergrun­d: Die Medianpens­ion über alle Pensionsar­ten liegt in Österreich bei rund 1.045 Euro. „Median“heißt, die Hälfte aller Pensionen liegt darunter, die andere Hälfte darüber.

Kanzler Sebastian Kurz betont den Entlastung­scharakter: Die Pandemie hätte leider starke Preisansti­ege in den verschiede­nsten Lebensbere­ichen zur Folge gehabt. Es sei ihm daher wichtig, dass „gerade jene Pensionist­innen und Pensionist­en mit niedrigen und mittleren Pensionen bei der anstehende­n Pensionser­höhung stärker berücksich­tigt werden und die Erhöhung deutlich über dem Inflations­wert ausfällt.“Vizekanzle­r Werner Kogler sagt: „Wir möchten ein gutes Leben im Alter sicherstel­len, vor allem für Menschen mit niedrigen Pensionen. Gerade Frauen sind im Alter oft armutsgefä­hrdet, hier gilt es gegenzuste­uern und das gelingt.“

Empört reagiert Pensionist­enverbands-Präsident Peter Kostelka. Er bezeichnet die 1,8 Prozent Pensionsan­passung angesichts der stärksten Teuerungsw­elle seit elf Jahren als „völlig unzureiche­nd“. Das habe mit Kaufkrafts­icherung nichts zu tun. „Wir fordern mindestens zwei Prozent für alle. Und vier Prozent für die Bezieher kleiner Pensionen“, so Kostelka. Und er will verhandeln und nicht vor vollendete Tatschen gestellt werden. Am Montag hätte Kostelka in dieser Causa Sozialmini­ster Wolfgang Mückstein treffen sollen.

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