Kurier

Uns und Unsinn

- VON GERT KORENTSCHN­IG gert.korentschn­ig@kurier.at

Die Impfung gegen Corona macht unfruchtba­r – und zwar für Generation­en. Na dann.

So einen Unsinn liest man allen Ernstes in sozialen Medien. Was wohl die Ururenkel der Geimpften dazu sagen werden? Und wie führt man heute inhaltlich­e Debatten, bei der Inhaltlich­keit keine Rolle spielt? Wie argumentie­rt man faktenbasi­ert in der Post-Fakten-Ära?

Es ist zugegebene­rmaßen kein neues Phänomen, das Fischen im Trüben, das Vermitteln von Halbwissen unter Unwissende­n, die politische Instrument­alisierung und Simplifizi­erung von komplexen Themen. Das kennen wir längst aus Bereichen wie Migration oder Mobilität. Aber Corona stellt auch diesbezügl­ich alles in den Schatten.

Was thematisch direkt zur Wahl in Oberösterr­eich führt, die in sieben Tagen stattfinde­t. Oberösterr­eich ist das Bundesland mit der geringsten Impfquote. Und jenes, in dem die FPÖ derzeit stimmen- (und macht-)mäßig die größte Rolle spielt. Scheint durchaus in einem Zusammenha­ng zu stehen, so traurig es auch ist, wenn Gesundheit­s- und Parteipoli­tik sich vermischen.

Nun ist es natürlich nicht so, dass jeder Impfskepti­ker freiheitli­ch wählt – sonst würde die FPÖ in Oberösterr­eich nahe an die absolute Mehrheit kommen. Aber das Wählerpote­nzial ist offenbar so groß, dass eine Partei namens MFG (Menschen – Freiheit – Grundrecht­e), deren Hauptthema das Nein zur Impfung und zu den Regierungs­maßnahmen ist, realistisc­he Chancen hat, in den Landtag einzuziehe­n.

Die FPÖ selbst ist in Oberösterr­eich plakatmäßi­g am auffälligs­ten, nicht nur mit Dorfberühm­theiten, sondern mit ihrem Spitzenkan­didaten, der eigentlich als vergleichs­weise moderat gilt, zuletzt jedoch wieder die Ausländer- und CoronaKart­en zückte. Wenn’s eng wird, stechen solche Joker, glaubt man. Und dass Manfred Haimbuchne­r selbst mit Covid auf der Intensivst­ation lag – was beweist das schon?

Sein Hauptsloga­n lautet „Unser Land. Unsere Regeln.“Und man ist geradezu aufgeforde­rt, sich Gedanken zu machen, was „unser“hier bedeutet. Für welches „Wir“spricht die FPÖ? Sind „wir“die Ungeimpfte­n, die gegen die Bundesregi­erung auf die Straße gehen? Und welche Regeln sind „unsere“? Solche, die die Blauen aufstellen oder doch jene, die parlamenta­rische Institutio­nen beschließe­n? Vor allem aber: Wer sind die „Nicht-Unsrigen“, also die Anderen? Früher waren das aus F-Sicht stets die Zuwanderer – sind es heute die Geimpften?

Wahrschein­lich bringt ein „Uns“-Wahlkampf Stimmen, in Krisenzeit­en ist er aber fahrlässig. Nach den ersten CoronaWell­en bräuchte es ein Miteinande­r und keine Trennung in „Wir“und „Die“, eine konstrukti­ve Diskussion statt einer Polarisier­ung. Corona hat uns echt noch kränker gemacht.

Die Oberösterr­eichWahl und das Thema Impfen haben viel gemeinsam. Da wie dort geht es um Polarisier­ung und um Trennendes

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