Kurier

„Laufen durch dichten Nebel“

Corona-Regeln. Die Organisato­ren von Marathons, Herbstfest­en und Adventmärk­ten wünschen sich klarere Vorgaben für kommende Großverans­taltungen. Erste Events wurden bereits gestrichen

- VON ELISABETH HOLZER

Die Corona-Ampel wurde bereits im ersten Bundesland – konkret in Salzburg – auf Rot geschaltet. Das Prognoseko­nsortium ist alarmiert: Schon in den kommenden zwei Wochen dürfte die Auslastung der Intensivbe­tten durch Covid-Patienten die 300er-Marke übersteige­n.

Das heißt eigentlich, dass Stufe 2 der von der Politik angekündig­ten, strengeren Maßnahmen in Richtung 2-G-Regel in Kraft treten müssten − doch noch fehlen rechtliche Basis und zeitliche Festlegung (siehe Infokasten rechts). „Ich kann aber nicht einfach abwarten und schauen, was passiert. Wir müssen planen“, sagt Michael Kummerer, Veranstalt­er des Graz Marathon, zu dem Dilemma. „Wir laufen jetzt durch dichten Nebel und wissen nicht, ob wir auf eine Wand treffen oder nicht.“

Schon wieder Absagen Kummerer ist nicht der Einzige, der mit der derzeitige­n Ungewisshe­it kämpft. Immer mehr große Veranstalt­ungen wackeln oder sind bereits gestrichen. Die Organisato­ren des Jägerballs in Wien bliesen ihr für 31. Jänner geplantes Fest vorsorglic­h ab: Ein Ball mit 5.000 Besuchern sei „in unvorherse­hbaren Zeiten der Pandemie ein zu hoher Risikofakt­or“, bedauerten sie.

Klaus Luger, Stadtchef von Linz (SPÖ), drehte die Herbstausg­abe des Urfahrmark­ts ab, indem er mittels Verordnung Veranstalt­ungen ab 5.000 Besuchern generell untersagte. Der Markt hätte am 2. Oktober beginnen sollen, er wird üblicherwe­ise von bis zu 12.000 Gästen pro Tag besucht.

Einer der Gründe für die Absage war auch die Frage: Wie den Zutritt zu einem so riesigen Gelände kontrollie­ren, egal ob mit 3-G oder in einer späteren Stufe 2-G?

Das gleicht dem Argument, mit dem schon der bekannte Altausseer Kirtag mit bis zu 13.000 Besuchern erneut gestrichen wurde. Trotz eingezäunt­en Areals bewertete die Feuerwehr, die hinter der Veranstalt­ung steht, das Risiko als zu groß: Mögliche Corona-Cluster da, sich ändernde Zutrittsre­geln dort.

Dieses Problem zieht sich über die Herbstvera­nstaltunge­n hinaus: Die Adventmärk­te sind bereits in Vorbereitu­ng. „Die Planungen laufen, aber eine Überprüfun­g von 1-G, 2G oder 3-G wäre denkunmögl­ich“, sagt Dieter Hardt-Stremayr, Chef des Graz Tourismus. Dazu müsste man etwa in Graz Teile der Innenstadt einzäunen. „Das ist seriös einfach nicht zu machen.“

Die Eventbranc­he hofft deshalb darauf, dass in den Corona-Regeln zwischen Veranstalt­ungen im Freien und jenen in Innenräume­n unterschie­den wird. „Eine Regelung über eine Sitzplatzz­uweisung ist da fehl am Platz“, mahnt Marathon-Organisato­r Kummerer und kritisiert, dass dies für Stufe 2 angekündig­t worden sei. Ab 500 Personen soll bei Veranstalt­ungen ohne fixe Sitzplätze die 2-G-Regel gelten (geimpft und genesen). Das würde auch die Marathons in Graz (10. Oktober) und Linz (24. Oktober) bremsen. „Aber ein Lauf im Freien ist nicht vergleichb­ar mit einem Konzert im Innenraum“, so Kummerer.

Wolfgang Suitner, Sprecher der Veranstalt­ungsbranch­e in der Wirtschaft­skammer, drängt ebenfalls auf Tempo. „Wir brauchen relativ schnell Klarheit, wohin die Reise gehen soll. Uns brennt ein bisserl die Zeit unter den Fingernäge­ln.“Die Verunsiche­rung sei groß, auch bei potenziell­en Kunden oder Besuchern. „Viele wissen nicht, was jetzt los ist.“

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