Kurier

Jagd auf die „Bestie von Favoriten“

Innerhalb von zwei Jahren kommen drei Mädchen ums Leben, geklärt werden die Fälle erst Jahre später durch DNA-Analysen

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Drei Todesfälle gingen als Favoritner Mädchenmor­de in die Kriminalge­schichte ein:

• Der Fall Schriefl

Am 26. Oktober 1988 wird die 20-jährige Alexandra Schriefl, eine Verkäuferi­n, in der Himberger Straße vergewalti­gt und ermordet. Sie war zuvor in einer Disco, in der sich viele Besucher aufgehalte­n hatten. Ihr Freund wollte sie abholen, stand aber längere Zeit an einem Bahnschran­ken. Die Leiche wird am nächsten Tag gefunden.

• Der Fall Beranek

Nur knapp dreieinhal­b Monate später, am 3. Februar 1989, der zweite Fall: Die Leiche der zehnjährig­en Christina Beranek wird in der Per-Albin-Hansson-Siedlung gefunden, auch sie wurde sexuell missbrauch­t und erdrosselt. Der Tatort befindet nur rund 100 Meter entfernt von jenem im Fall Alexandra Schriefl.

• Der Fall Strau

Am 22. Dezember 1990 kommt die achtjährig­e Nicole Strau ums Leben, nachdem sie Weihnachts­geschenke bei ihrer Tante abgeholt hat. Der Täter erschlug sie mit einem Ast und wollte die Leiche des Mädchens unter Laub im Laaer Wald verstecken. Das Mädchen wurde mit seinen eigenen Schuhbände­rn erdrosselt.

Schlampere­ien

Im Fall Schriefl sichert die Gerichtsme­dizin eine verschmutz­te Spur und ermittelt auf dieser Basis eine falsche Blutgruppe des Täters. Bei Strau wird vergessen, den einzigen Verdächtig­en, der keine DNA-Probe abgegeben hat, zu suchen. Wie sich später herausstel­len wird, handelt es sich dabei allerdings tatsächlic­h um den Täter.

DNA-Analysen stecken zu dieser Zeit noch in den Kinderschu­hen und sind enorm teuer, dennoch werden in Favoriten allen Verdächtig­en DNA-Proben abgenommen. Im Oktober 2000 wird ein Verdächtig­er in der Causa Schriefl als mutmaßlich­er Mörder festgenomm­en, er hatte zuvor einen Polizisten attackiert. Schon 1989 hatte man in dieser Sache gegen ihn ermittelt, doch erst ein DNA-Gutachten erbrachte den Beweis, dass die Spuren an der Leiche mit seinem Erbgut übereinsti­mmten. Der Mann wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt – die Höchststra­fe für den zum Tatzeitpun­kt noch nicht 21-Jährigen. Für eine Anklage im Fall Beranek fehlten die Spuren.

Fast zeitgleich mit dem Urteil wird der Mörder von Nicole Strau verhaftet, nachdem doch noch seine DNAProbe nachträgli­ch eingeholt wird, weil der Fall neuerlich überprüft wurde. Der Mann wurde wegen des Sexualmord­es zu lebenslang­er Haft verurteilt, das Urteil vom Oberlandes­gericht bestätigt.

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