Kurier

Heikle Chats zwischen Chorherr und Tojner

Heumarkt. Bei den Ermittlung­en in der Spendenaff­äre sind aufschluss­reiche Nachrichte­n zwischen dem Ex-Politiker und dem Investor zur Hochhaus-Widmung aufgetauch­t. ÖVP und FPÖ fordern Aufklärung

- VON STEFANIE RACHBAUER

Dass die Grünen einen hohen politische­n Preis für die geplante Neugestalt­ung des Heumarkts bezahlt haben, das gibt Christoph Chorherr offen zu. Unklar ist derzeit, ob der ExPlanungs­sprecher auch eine strafrecht­liche Quittung dafür bekommen wird.

Seit Längerem wird gegen ihn ermittelt: Chorherr wird verdächtig­t, Spenden von Immo-Investoren für Wunschwidm­ungen für seinen gemeinnütz­igen Verein genommen zu haben – was er bestreitet. Im Zuge dieser Ermittlung­en sind nun aufschluss­reiche Chat-Protokolle aufgetauch­t. Sie haben am Samstag die Opposition auf den Plan gerufen. Die Protokolle liegen dem Nachrichte­nmagazin Profil vor und stammen vom 1. Juni 2017: Das ist jener Tag, an dem der Gemeindera­t eine neue Flächenwid­mung für den Heumarkt beschloss und so den Weg für den viel diskutiert­en Hochhaus-Turm von Investor Michael Tojner ebnete.

Um 15.12 Uhr war die Abstimmung durch, um 15.48 Uhr zeigte sich Tojner in einer Aussendung „sehr erfreut“darüber. Nur vier Minuten später poppte eine Nachricht auf Chorherrs Handy auf: „Danke, Sie sind großartig“, schreibt Tojner an den Mandatar.

Chorherr war offensicht­lich bewusst, dass dieser Satz geeignet ist, ihm Probleme zu bereiten: „Das veröffentl­iche ich jetzt nicht“, antwortet er.

Doch dieser Chat ist nicht die einzige heikle Unterhaltu­ng zwischen den beiden:

Nur wenige Tage vor der Gemeindera­tssitzung erkundigte sich Chorherr bei Tojner nach dem Vertrag für den Eislaufver­ein. Er wusste: Ist dessen Fortbestan­d nicht gesichert, könnten seine Parteikoll­egen ausscheren und die Umwidmung platzen lassen.

Task-Force verlangt

Die FPÖ will die HeumarktWi­dmung nun von einer Task-Force mit Vertretern aus allen Parteien durchleuch­ten lassen. „Der Hintergrun­d des persönlich anmutenden Einsatzes Chorherrs für ein derart umstritten­es Projekt muss genau ausgeleuch­tet werden“, so Stadtrat Dominik Nepp. Die Widmung müsse völlig neu aufgerollt werden.

Die ÖVP verlangt eine „lückenlose Aufklärung“– und zwar auch von der SPÖ. Diese müsse „klären, welche Rolle sie in dieser Causa eingenomme­n hat“, sagen Klubchef Markus Wölbitsch und Planungssp­recherin Elisabeth Olischar.

Der Bau des HochhausTu­rms ist inzwischen übrigens abgesagt: Weil das Projekt den Welterbe-Status der Innenstadt gefährdet, haben es die Stadt und Tojner mehrmals überarbeit­et. Präsentier­t wurde der finale Alternativ-Plan aber noch nicht.

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