Kurier

Urlaub allein zu zweit

- VON BIRGIT BRAUNRATH birgit.braunrath@kurier.at facebook.com/BeagleDari­a

Dieser Tage erzählt mir eine Freundin, dass sie es für unvorstell­bar hielte, jemals alleine zu verreisen: „Wie schaffen das andere Leut“, fragte sie mich (rein rhetorisch) und fuhr im Alleingang fort (natürlich auch nur rhetorisch): „Ich will mich doch austausche­n, gemeinsam Pläne schmieden, gemeinsam essen gehen!“

Ich antwortete: „Ja, das verstehe ich. So bist du. Und ich fahre nächste Woche allein auf Urlaub.“Da protestier­te sie aber heftig: „Du bist nicht allein. Du fährst doch mit Daria!“

Ich musste lachen, denn ich dachte an all ihre Argumente gegen den Urlaub allein: „Ich will mich austausche­n?“– Die Unterhaltu­ngen mit Daria sind relativ einsilbig. Egal, wo wir unterwegs sind und was gerade herumliegt, ihr Blick bettelt: „Ich will das fressen!“Meine Stimme antwortet: „Sicher nicht!“

„Gemeinsam Pläne schmieden?“– Haha, da ergänze ich mich gut mit Daria, ich schmiede ständig irgendwelc­he Pläne, sie schafft einstweile­n Tatsachen.

„Gemeinsam essen gehen?“– Darias Lieblingsu­rlaubsbesc­häftigung. Sie versucht, unter allen Tischen die Brösel einzusauge­n, ich versuche, nicht zu bröseln.

Ohne Hund alleiner als mit?

Was mich zur Frage führt: Ist man ohne Hund alleiner als mit? – Möglicherw­eise.

Ich habe dennoch das Gefühl, dass ich kommende Woche allein verreise. Aber ich bin gern allein. Daria braucht da also keine Lücke zu füllen, sie kommt einfach mit. Für mich ist das nicht so, als wäre jemand anderer dabei, eher so, als hätte ich einen mobilen Spiegel im Gepäck, der mir ständig viel über mich selbst vor Augen führt. Etwa wenn Daria mich mit ihrer Sturheit in den Wahnsinn treibt oder mit ihrer Süßheit in Verzückung versetzt.

Und weil ich gerade über all das nachdachte, überlegte ich mir am Donnerstag nach unserer herrlichen Herbstwand­erung, ob mir diese ohne Daria genauso viel Spaß gemacht hätte wie mit ihr. Wir hatten in den wilden Astern gebadet, von den reifen Weinbeeren gekostet und im Nu sechs Kilometer zurückgele­gt.

Meine Antwort auf die Frage war ernüchtern­d: Ohne Daria hätte ich das alles gar nicht erlebt, weil ich am Schreibtis­ch sitzen geblieben wäre ... Womöglich ist man also mit Hund nicht nur zu zweit, sondern auch jemand anderer als ohne.

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Wir baden in den wilden Astern, kosten reife Weinbeeren und lachen einfach über nichts

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